Ein Rentenpaket mit zu wenig Inhalt
Die bisherige Rentenpolitik kann kaum für eine ausreichende finanzielle Absicherung im Alter sorgen. Die Bundesregierung hat deshalb ein neues Rentenpaket geschnürt. Leider enthält es zu wenig – in aller Kürze: Die geplante Reform der Riester-Rente ist grudsätzlich sinnvoll, doch weil es jetzt schell gehen soll, holt man die konzeptionell unausgereiften Reformpläne der Ampelregierung aus der Schublade. Die Frühstartrente dient eher der Bildung rund um Kapitalmarktthemen und weniger der Altersvorsorge. Das BRSG II umfasst immerhin Maßnahmen zur Verbreitung der bAV im Rahmen des Sozialpartnermodells – etwa die Möglichkeit, ohne starre Garantien höhere Renditen über den Kapitalmarkt zu erzielen, oder die Förderung von Geringverdienern. Allerdings wird das eigentlich wichtige Opting-Out auf tariflose Bereiche beschränkt und somit für viele Unternehmen bedeutungslos.
Einblicke und Impressionen von der WTW bAV-Konferenz 2025.
Die bAV als strategisches Instrument
Unter dem Strich fehlt der politische Mut für grundlegende Reformen und ein schlüssiges Gesamtkonzept. Doch genau das fordern Unternehmen jetzt, wie auch auf der WTW bAV-Konferenz 2025 in Frankfurt deutlich wurde. Hier trafen sich rund 200 bAV-Verantwortliche mittlerer und großer Unternehmen, um sich über Rentenpolitik, Gestaltungsoptionen und Praxisbeispiele zu informieren und auszutauschen und Impulse für eigene Ansätze mitzunehmen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten in einer Pulsbefragung auch ihre vorrangigen Herausforderungen zum Ausdruck: Am wichtigsten ist aus ihrer Sicht, dass die bürokratischen Hürden abgebaut werden, zudem legen sie Wert auf den Ausbau von Opting-Out-Modellen und mehr Rechtssicherheit, um eine renditestarke Kapitalanlage zu ermöglichen.
Die Konferenz zeigte auch: Unternehmen verstehen die bAV im aktuellen Rentenkontext als strategisches Instrument, um durch attraktive finanzielle Vorsorgeleistungen Mitarbeitende zu gewinnen und bei einem hohen Engagement dauerhaft zu binden. Dabei kommt es darauf an, die Orientierung an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden und die entsprechenden finanziellen Risiken gut auszubalancieren und den administrativen Aufwand zu reduzieren, etwa mit digitalen Lösungen. Diese Bewertung belegt auch die westeuropäische WTW-Studie „Altersvorsorge 2025“.
Moderierende der bAV-Konferenz 2025: Hanne Borst, Head of Retirement, sowie Nikolaus Schmidt-Narischkin, Managing Director und Chief Commercial Officer bei WTW.
Ein breites Themenspektrum
Insgesamt hat die WTW bAV-Konferenz eine vielfältige Agenda geboten. Dazu gehörten neben den Berichten aus der Praxis namhafter Unternehmen unter anderem die Keynote von Roger Urwin, Thinking Ahead Institute, zu Trends und Risiken von Anlagestrategien und die Keynote der Jetpilotin und ESA-Reserve-Astronautin Nicola Winter zum erfolgreichen Umgang mit kritischen Situationen.
Ein Highlight war auch die Panel-Diskussion zum Thema „Zwischen TikTok und Tarifvertrag – wie attraktiv ist bAV für die jüngere Generation?“ Die Expertinnen und Experten von BASF, MetallRente, Uniper und WTW waren sich einig: Entscheidend sind bedarfsgerechte bAV-Produkte, eine klare Kommunikation und eine financial education, die jungen Menschen dabei hilft, die Chancen einer modern gestalteten bAV besser zu verstehen.
Mit dabei: Leon Hahn, Associate Director bei WTW, Carolin Herzke, SVP Pension Asset & Liability Management bei Uniper SE, Hansjörg Müllerleile, Geschäftsführer bei MetallRente GmbH, Beate Petry, Head of Pensions and Benefits bei BASF SE. Moderation: Dr. Michael Karst, Head Legal | Tax | Accounting bei WTW.
Nicht abwarten, sondern jetzt handeln
Der Tag hat gezeigt: Die bAV ist ein funktionierendes System. Sie bietet alles, um die Interessen der Mitarbeitenden und die Anforderungen der Unternehmen wirkungsvoll und wirtschaftlich miteinander zu verbinden. Die bAV ist also ein attraktiver und zukunftsfähiger Allrounder. Gemeinsam können wir jetzt daraus das Beste machen, auch ohne auf einen großen Wurf der Politik zu warten.
