FRANKFURT AM MAIN, 3. November 2025 – Die Mehrheit der bAVVerantwortlichen sieht in der geplanten Frühstart-Rente zwar einen Beitrag zur Kapitalmarktkultur (41 %), zweifelt jedoch an ihrer Eignung als verlässliches Vorsorgeinstrument. 37 % bewerten die Initiative sogar als reine Symbolpolitik ohne spürbare Wirkung. Nur 11 % halten das Modell derzeit für einen sinnvollen Beitrag zur Altersvorsorge, weitere 11 % empfinden es als noch zu unausgereift, um es abschließend beurteilen zu können. Dies ergab eine Live-Umfrage unter den Teilnehmenden der WTW bAV-Konferenz im Frankfurter Marriott Hotel.
„Bei den derzeitigen Reformvorhaben fehlt ein Gesamtkonzept für alle drei Säulen der Altersversorgung. Es bleibt offen, wie die Reformvorhaben ineinandergreifen und sich ergänzen“, sagt Hanne Borst, Head of Retirement bei WTW Deutschland. „Wer das Vertrauen in die zweite und dritte Säule stärken will, muss Reformen mit Substanz liefern – nicht Symbolik.“
In einer weiteren Abstimmung äußerten sich die Teilnehmenden zur Frage, ob das BRSG II ausreicht, um die betriebliche Altersversorgung nachhaltig zu stärken. Das Ergebnis ist eindeutig: 98 Prozent der Befragten verneinen dies. Lediglich 2 Prozent sind der Ansicht, dass die geplanten Anpassungen eine ausreichende Wirkung entfalten könnten.
„Das zeigt, dass Unternehmen sich von der Politik mehr Mut wünschen, die bAV wirklich voranzubringen – durch klare, praxisnahe Regelungen und weniger Komplexität“, betont Borst. „Gerade im aktuellen Umfeld müssen Reformen die Umsetzung erleichtern, nicht erschweren.“
“Das zeigt, dass Unternehmen sich von der Politik mehr Mut wünschen, die bAV wirklich voranzubringen – durch klare, praxisnahe Regelungen und weniger Komplexität.”
Hanne Borst | Head of Retirement bei WTW Deutschland
Deutlich wurde auch, welche Stellschrauben aus Sicht der Unternehmen am dringendsten gedreht werden müssen. 52 Prozent nannten den Abbau bürokratischer Hürden als wichtigste Maßnahme, gefolgt von einer Absenkung der Garantien (24 Prozent). 18 Prozent befürworten den Ausbau von Opting-out-Modellen, 6 Prozent sprachen sich für mehr Rechtssicherheit aus, um höhere Renditechancen zu ermöglichen.
„Bürokratieabbau und klare rechtliche Rahmenbedingungen sind die Voraussetzung dafür, dass Arbeitgeber neue Modelle anbieten und Mitarbeitende besser erreichen können“, so Borst. „Nur wenn die Umsetzung einfach, verständlich und rechtssicher ist, kann die bAV ihr volles Potenzial entfalten.“
“Nur wenn die Umsetzung einfach, verständlich und rechtssicher ist, kann die bAV ihr volles Potenzial entfalten.”
Hanne Borst | Head of Retirement bei WTW Deutschland
Die WTW bAV-Konferenz unter dem Motto „Allrounder bAV – attraktiv und zukunftsfähig“ fand am 30. Oktober 2025 statt. Mehr als 200 bAV-Verantwortliche aus großen und mittleren Unternehmen diskutierten über aktuelle Reformvorhaben, Gestaltungsoptionen und Praxisbeispiele.