Mit Hauptinhalt fortfahren
main content, press tab to continue
Artikel

Junge Mitarbeitende und die bAV

bAV-Konferenz 2025: Wie gewinnt bAV junge Talente?

5. Dezember 2025

Eine Diskussion zum Thema „Zwischen TikTok und Tarifvertrag – wie attraktiv ist bAV für die jüngere Generation?“
Retirement
N/A

Junge Menschen befürchten, mit der gesetzlichen Rente im Alter nicht über die Runden zu kommen, wie die MetallRente Jugendstudie 2025 belegt. Sie zeigt auch: Die Jungen schätzen die betriebliche Altersvorsorge (bAV) vor allem, wenn der Arbeitgeber etwas zuschießt. Generell hat ihr Vertrauen in die Angebote der Arbeitgeber ein hohes Niveau erreicht. Hier liegt eine Chance für die bAV, vor allem, weil sie das bieten kann, was junge Menschen laut Studie von ihrer Altersvorsorge erwarten: Sie soll etwa lebenslang ausbezahlt werden und bei einem Mix aus Sicherheit und Rendite für eine attraktive Wertsteigerung der Beiträge sorgen.

Wie sieht die Unternehmenspraxis aus? Darüber unterhalten haben sich Beate Petry, BASF, Carolin Herzke, Uniper, Hansjörg Müllerleile, MetallRente, und Leon Hahn, WTW; moderiert wurde die Runde von Michael Karst, WTW.

Michael Karst: Herr Müllerleile, junge Mitarbeitende vertrauen ihrem Arbeitgeber, wenn es um die Altersvorsorge geht. Wie können sie vermitteln, dass sie diesem Vertrauen und ihrer Verantwortung gerecht werden?

Hansjörg Müllerleile: Erst einmal mit einer überzeugenden Einordnung der bAV. Bevor es den Anspruch auf Entgeltumwandlung gab, wurde die bAV allein durch die Arbeitgeber finanziert. Dieser klassische Fürsorgegedanke war der Markenkern der bAV. Unabhängig von der Finanzierung sollte der Fürsorgegedanke wieder mehr in den Fokus gerückt werden, auch um die bAV als einzigartiges Angebot von der gesetzlichen Rente und der privaten Altersvorsorge abzugrenzen. Die Botschaft sollte lauten: Wir wollen, dass ihr euch bei uns finanziell gut abgesichert und aufgehoben fühlt, dafür bieten wir euch besondere Leistungen.

Michael Karst: Wie steht es um das Vertrauen in die bAV bei BASF, Frau Petry?

Beate Petry: Bei uns hat bAV eine 140-jährige Tradition. Unsere Mitarbeitenden reden von ihrer Pensionskasse, die sie auch schätzen. Dieses Vertrauen müssen wir uns jedoch immer wieder erarbeiten, vor allem bei unseren jungen Mitarbeitenden. Dazu gehört, dass wir ihre Sprache sprechen. Deshalb haben wir vor etwa zwei Jahren gemeinsam mit Azubis ein Video zu unserer bAV entwickelt, mit frischen Statements wie: „Dein Geld chillt in der Pensionskasse.“ Unsere Juristen hatten mit dieser Ansprache erst einmal ihre Probleme, aber sie ist richtig, um für Aufmerksamkeit und Emotionen zu sorgen. Das Video ging bei uns durch die Decke.

Unsere Mitarbeitenden reden von ihrer Pensionskasse, die sie auch schätzen. Dieses Vertrauen müssen wir uns jedoch immer wieder erarbeiten, vor allem bei unseren jungen Mitarbeitenden.”

Beate Petry | Head of Pensions and Benefits, BASF SE

Michael Karst: Vertrauen bewahren, das ist besonders schwierig, wenn ein neues System eingeführt wird wie bei Uniper, Frau Herzke.

Carolin Herzke: Seit der Einführung der reinen Beitragszusage 2023 im Rahmen des Sozialpartnermodells sprechen wir auch gezielt unsere Auszubildenden an. Sie sollen sich gut informiert entscheiden können zwischen der reinen Beitragszusage, der Dirketzusage und einem Mix-and-Match-Modell. Die meisten wählen dann die Mix-and-Match-Variante. Ein Grund könnte hier sein, dass junge Menschen das Thema bAV auch mit ihren Eltern besprechen, und die meinen noch meist, Kapitalmärkte - und somit die reine Beitragszusage -seien zu risikant.

Michael Karst: Leon, worauf kommt es also an, um junge Mitarbeitende für die bAV einzunehmen?

Leon Hahn: Gut ist ja schon einmal, dass sie sich für ihre Altersvorsorge interessieren. Hier muss man sie mit zwei Dingen abholen: Dies sind zum einen Leistungen, die ihren besonderen Bedürfnisse entsprechen, wie ist also das „Produkt“ bAV im Wettbewerb zu Angeboten der dritten Säule aufgestellt. Wollen sie etwa mehr Renditechancen? Schätzen sie vor allem eine lebenslange Auszahlung? Zum anderen kommt es auf eine Kommunikation an, die ihren Gewohnheiten und ihrem Informationsstand entspricht. Für Azubis im Gewerbe braucht es andere Lösungen wie für junge Talente, die gerade von der Uni kommen. Gerade kommunikativ ist die bAV noch zu oft Festnetz, während andere längst im Smartphone-Alter unterwegs sind.

Michael Karst: Hier geht es auch um das Thema financial literacy bzw. darum, Mitarbeitenden relevante finanzielle Zusammenhänge transparent zu machen. Dazu gehören etwa die Kapitalmarktchancen bei einem langen Anlagehorizont. Nur dann können sie sich schließlich gut informiert für entsprechende Angebote entscheiden. Bietet Uniper einen solchen Informations-Benefit?

Carolin Herzke: Wir können hier auch noch mehr tun. Wir brauchen in der Tat eine bessere financial education, auch um die Vorteile der Entgeltumwandlung transparent zu machen. Wichtig ist, dass wir über den Nutzen unseres Gesamtpakets informieren, von der Altersvorsorge bis zu Leistungen bei Berufsunfähigkeit oder im Todesfall. Gerade jungen Mitarbeitenden sollten wir mit maßgeschneiderten Informationen helfen, ihre jeweiligen finanziellen Risiken und unsere Absicherungsangebote zu kennen und zu verstehen.

Wir brauchen in der Tat eine bessere financial education, auch um die Vorteile der Entgeltumwandlung transparent zu machen. ”

Carolin Herzke | SVP Pension Asset & Liability Management, Uniper SE

Michael Karst: Herr Müllerleile, Sie haben das Thema finanzielle Bildung schon länger auf dem Schirm …

Hansjörg Müllerleile: … deshalb weiß ich auch, dass wir nicht nur auf schulische Programme warten dürfen, obwohl Arbeitgeber seit Jahren das mangelhafte ökonomische Wissen gerade vieler Auszubildender beklagen. Doch Unternehmen können hier einiges tun und das mit überschaubaren Bordmitteln. Hilfreich wären hier bereits einfache Maßnahmen, um immer wieder finanzielle Themen wie Inflation, Rendite und Vorsorge ins Spiel zu bringen.

Leon Hahn: Ins Spiel bringen ist ein wichtiges Stichwort. Zur Medienrealität junger Menschen gehören zum Beisipiel Gamification-Angebote, die zum Mitmachen und Nachdenken anregen. Oder nehmen wir etwa Videos privater Vorsorgeanbieter auf TikTok oder anderen sozialen Medien, die spielerisch und locker über Vorsorgeprodukte informieren und deren Vorteile auf den Punkt bringen. So etwas fehlt im Rahmen der bAV noch weitgehend, genauso wie Lösungen, die auf den Bedarf der Jungen ausgerichtet sind. Hier muss sich die bAV inhaltlich weiterentwickeln und nach ihren Wettbewerbsbedingungen ausrichten. Wer etwa plant, in ein paar Jahren einen Hauskauf zu finanzieren, würde es zum Beispiel begrüßen, wenn er dafür sein Vorsorgekapital beleihen oder als Sicherheit nutzen könnte. Hier muss die bAV attraktiver werden und hier ist die Politik gefragt.

So etwas fehlt im Rahmen der bAV noch weitgehend, genauso wie Lösungen, die auf den Bedarf der Jungen ausgerichtet sind. ”

Leon Hahn | Associate Director

Beate Petry: Insgesamt brauchen wir mehr frischen Wind in der bAV und eine emotionalere Kommunikation. Die bAV wird noch immer als verstaubt wahrgenommen – wir müssen sie entstauben und zum Glänzen bringen, nur dann bleibt sie mit Blick auf privatwirtschaftliche Angebote wettbewerbsfähig.

Michael Karst: Die MetallRente Jugenststudie 2025 belgt eindrucksvoll, dass Jugendliche und junge Erwachsene, die für ihre Altersvorsorge sparen, jetzt vor allem auf Aktien oder Fonds setzen.

Hansjörg Müllerleile: Davon sollten wir auch für die Gestaltung der bAV lernen und renditestarke Produkte mehr einsetzen und propagieren. Dazu gehört der Mut, offensiv zu kommunizieren, dass der Kapitalmarkt auch mal nach unten gehen kann – doch auf lange Sicht eben viele Vorteile bietet. Und neben Aktien und Fonds nutzen viele Jungen bei ihrer Altersvorsorge ja auch Festgeldkonten oder festverzinsliche Wertpapiere. Sie achten also privat auf Diversifikation und ein gezieltes Risikomanagagement. Das können sie auch im Rahmen einer gut gestalteten bAV.

Dazu gehört der Mut, offensiv zu kommunizieren, dass der Kapitalmarkt auch mal nach unten gehen kann – doch auf lange Sicht eben viele Vorteile bietet. ”

Hansjörg Müllerleile | Geschäftsführer, MetallRente GmbH

Michael Karst: Wir sehen: Die bAV wird für junge Menschen dann so richtig attraktiv, wenn sie ihren besonderen Anforderungen entspricht und klar kommuniziert wird und wenn ihnen ihre Arbeitgeber die Finanz- und bAV-Welt mit Angeboten zur financial education transparent machen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind dafür jedenfalls offen.

Herzlichen Dank ihnen allen für ihre Erkenntnisse und Einschätzungen!

Panel-Diskussion auf der WTW bAV-Konferenz 2025
Panel-Diskussion auf der WTW bAV-Konferenz 2025

Mit dabei: Leon Hahn, Associate Director bei WTW, Carolin Herzke, SVP Pension Asset & Liability Management bei Uniper SE, Hansjörg Müllerleile, Geschäftsführer bei MetallRente GmbH, Beate Petry, Head of Pensions and Benefits bei BASF SE. Moderation: Dr. Michael Karst, Head Legal | Tax | Accounting bei WTW.

Ihr Kontakt


Head Legal | Tax | Accounting

Related content tags, list of links Artikel Betriebliche Altersversorgung (bAV)
Contact us