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Artikel

Geopolitische Risiken: Gefahren und Chancen

Willis Risk Summit 2025

11. September 2025

Großmächte setzen ihre Interessen durch. Welche Folgen hat das fürs Risikomanagement? Einschätzungen von Dr. Antonia Rados und Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking bei Willis.
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Von einer regelbasierten Ordnung zu konkurrierenden Machtblöcken Weltweite Krisen und Konflikte gibt es seit Jahren. Doch heute zeichnet sich ein fundamentaler Wandel ab: Die einst verlässliche, regelbasierte internationale Ordnung gerät aus den Fugen. Dr. Antonia Rados, erfahrene Auslandskorrespondentin, beobachtet, dass die Großmächte USA, Russland und China sich nicht mehr an etablierte Normen halten und bereit sind, offen militärische Macht zur Durchsetzung eigener Interessen einzusetzen. Wo früher die Supermächte als Garanten der Stabilität auftraten, sehen wir nun ihre zunehmende Bereitschaft, die Welt untereinander aufzuteilen. Dieses neue Machtspiel stellt Staaten und Unternehmen gleichermaßen vor neue Herausforderungen.

Laufende Analysen statt langfristiger Planung

Unternehmen zwingt die entsprechende geopolitische Gefahrenlage dazu, ihre Strategien grundlegend zu überdenken. Lukas Nazaruk, Risiko- und Versicherungsexperte, rät dazu, geopolitische Risiken nicht mehr als Ausnahme, sondern als permanenten Faktor zu begreifen. Die Zeiten, in denen eine langfristige Planung sinnvoll war, sind vorbei. Stattdessen müssen Unternehmen aktuelle Entwicklungen laufend analysieren und ihre Geschäftsentscheidungen, von Investitionen bis hin zur Standortwahl, danach ausrichten.

Auch die jüngste US-Zollpolitik hat gezeigt, wie schnell sich Handelsbedingungen ändern können und welche finanziellen Einbußen damit verbunden sind. Deutsche Exporteure, die besonders auf offene Märkte angewiesen sind, sollten deshalb ihre Abhängigkeit von einzelnen Handelspartnern reduzieren und ihre Lieferketten geografisch diversifizieren.

Trotz dieser Herausforderungen gelten deutsche und europäische Unternehmen nach wie vor als solide Geschäftspartner. Dr. Antonia Rados ist sich sicher, dass „Made in Germany“ weltweit für Zuverlässigkeit und hohe Qualität steht – ein Faktor, den viele deutsche Unternehmen gegenüber preisgünstigerer, jedoch qualitativ weniger geschätzter Anbieter aus China noch stärker ausspielen könnten.

Unterschätzte Faktoren: Vertrauen und Präsenz

Viele Unternehmen verkennen laut Dr. Antonia Rados auch die Bedeutung persönlicher Netzwerke in Krisengebieten. Wer in unsicheren Märkten nur auf externe Informationsquellen setzt, läuft Gefahr, Veränderungen zu spät zu erkennen. Stattdessen ist es unerlässlich, Ansprechpartner vor Ort zu haben, die als primäre Quellen dabei helfen können, unmittelbar auf neue Entwicklungen zu reagieren. Ein „Trockenschwimmen“ aus sicherer Entfernung reicht in der aktuellen Lage nicht mehr aus. Nur wer vor Ort Präsenz zeigt und verlässliche Beziehungen pflegt, kann in unsicheren und riskanten Märkten bestehen.

Unternehmerische Chancen nutzen

Vollkommene Absicherung wird es jedoch trotz aller Bemühungen nicht geben. Dr. Antonia Rados betont, dass immer ein Restrisiko verbleibt. Doch wer bereit ist, Risiken einzugehen, kann auch als Erster neue Märkte erschließen und unternehmerische Chancen nutzen. Lukas Nazaruk sieht dabei auch, dass die Versicherungsbranche bislang nur wenig Angebote für geopolitische Risiken auflegt, der Bedarf dafür jedoch steigt. Doch entscheidender als eine Police sei die vorgelagerte Risikoanalyse: Nur auf Basis fundierter Daten und einer quantitativen Bewertung der Risiken können erfolgreiche Entscheidungen getroffen und passgenaue Risiko- und Versicherungsstrategien entwickelt werden.

In einer Welt, in der sich Machtverhältnisse und Handelsregeln rasch verschieben, müssen Unternehmen beweglich bleiben. Die beste Basis dafür sind eine laufende Risikoanalyse, eine regionale Diversifikation und persönliche Kontakte in kritischen Märkten. Unternehmen, die sich danach richten, können trotz globaler Turbulenzen nicht nur ihre Risiken managen, sondern auch neue Chancen nutzen.

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