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Artikel | Risk Perspectives

Rekordverluste in der Sachsparte

Von Olga Losing-Malota | 20. Oktober 2022

Die Sach- und Ertragsausfallversicherung unterzieht sich einem grundlegenden Wandel. Gleichzeitig sprechen die globalen Ereignisse dafür, dass ein Ende der verhärtenden Marktphase nicht in Sicht ist.
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Die Verlängerungsphase im Jahr 2021 war stark geprägt von den Auswirkungen vieler Naturkatastrophen. Hohe Schäden sorgten für Rekordverluste bei den Versicherern.

Naturgefahrenschäden belasten Versicherer

Allein die Flutkatastrophe „Bernd“ hat die deutschen Versicherer mit einem Schadenaufwand von ca. 7,7 Mrd. Euro schwer belastet. International verursachten „Uri“ und „Ida“ erhebliche Schäden. Der Wintersturm „Uri“ traf besonders Unternehmen der Chemiebranche – diese verzeichneten nicht nur direkte Schäden, sondern auch hohe Rückwirkungsschäden. Auch die Halbleiterindustrie hatte mit Betriebsunterbrechungsschäden zu kämpfen.

Neben den Naturkatastrophenschäden zeichnete sich auch eine überdurchschnittliche Großschadenlast durch Feuer ab. Diese Faktoren sorgten dafür, dass gemäß der Auswertung des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) die Schadenkostenquote mit 177 Prozent auf ein Höchstniveau kletterte. Insgesamt rutscht die Sparte damit in die versicherungstechnische Verlustzone. Die Zahlen weisen nicht darauf hin, dass in diesem Jahr mit einer Entspannung der Marktlage zu rechnen ist.

Prämien steigen weiter

Die Sachversicherer werden grundsätzlich die Prämien weiter erhöhen und ihre Kapazitäten gut überprüft einsetzen. Daher ist weiterhin mit sinkenden Kapazitäten zu rechnen – das gilt insbesondere bei sogenannten „schweren“ Betriebsarten beziehungsweise Branchen wie zum Beispiel Chemie, Holz und fleischverarbeitende Betriebe, aber auch bei den Entschädigungsgrenzen für die Naturgefahren.

Unverändert erforderlich bleiben bei der Sicherstellung ausreichender Kapazitäten und stabiler Konditionen Investitionen und Weiterentwicklungen des Brandschutzes sowie die Risikotoleranz. Trotz der Rekordverluste 2021 werden die Versicherer ihren Bestand nach nun mehreren Jahren der Sanierungsphase in Folge zunehmend sichern und ausbauen. Daher wird sich die Dynamik der Prämienerhöhung grundsätzlich abschwächen, doch es wird weiterhin eine große Bandbreite geben.

Probleme durch Inflation und Lieferengpässe

Weiterhin im Fokus stehen auch die Themen Inflation und Lieferketten­Engpässe. Die signifikante Steigerung bei Rohstoffpreisen und Baukosten treibt die Wiederherstellungs-­/ Wiederaufbaukosten in die Höhe und führt zum höheren Schadenaufwand. Das bedeutet aber auch, dass die Versicherungssummen folglich auch anzupassen sind, was wiederum Einfluss auf Entschädigungshöhen haben kann. Die Folge: Bestimmte Risiken erfordern weitere Kapazitäten.

Die Versicherer drängen in der bevorstehenden Verlängerungsphase darauf, die Versicherungssummen zu aktualisieren, um eine aus ihrer Sicht korrekte Basis für Verlängerungsangebote zu haben. Für Versicherungsnehmer ist es ratsam, sich dem Thema Versicherungssummenermittlung mit Sorgfalt und Disziplin zu nähern, da im Schadenfall die Gefahr einer Unterversicherung droht. Weiterhin fordern die Versicherer in Folge des Ukraine­-Krieges immer häufiger einen Territorialausschluss für Russland, Belarus und die Ukraine und somit einen Komplettausschluss für diese Länder.

ESG-Pflicht für Versicherungsschutz

Aufgrund von ESG­-Verpflichtungen stellen die Sachversicherer keine Kapazitäten mehr für kohleabhängige Unternehmen bereit. Jüngste politische Diskussionen zum Thema Energiekrise geben zudem keinen Grund zur Annahme, dass sich die Haltung der Versicherer ändern wird. Unternehmen, die ESG-­Kriterien nicht erfüllen sowie jene aus „schweren“ Betriebsarten sind außerdem gefordert, Kapazitäten in internationalen Erst­ und Rückversicherungsmärkten zu suchen. Dieses Prozedere bildet mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme.

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