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Artikel

Zur Lage des Asset-Managements in der bAV

WTW HR-Branchenkonferenz für Banken und Versicherungen

3. Juni 2025

Vor welchen Herausforderungen steht die Kapitalanlage zur Finanzierung der bAV? Ein Interview mit Georg Schuh, DWS
Ukupne nagrade
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Herr Schuh, die Trump-Regierung sorgt auch auf dem Kapitalmarkt für Turbulenzen. Müssen Asset-Manager jetzt umdenken?

Georg Schuh: Tatsächlich versucht die US-Regierung, sich beim Handel vom Rest der Welt zu entkoppeln. Wir haben in den letzten Jahrzehnten sehr komplexe Lieferketten aufgebaut; wenn diese tatsächlich jetzt mutwillig zerstört würden, hätte das auch enorme Konsequenzen für die Kapitalanlage. Diese neue geopolitische Konfrontation passiert in einer Zeit, in der die Bewertung von US-Aktien – insbesondere die Aktien von Technologieunternehmen – auch schon vor der Wahl von Donald Trump zum USPräsidenten extrem hoch war. Gleichzeitig haben die USA einen Schuldenberg von mehr als USD 35 Billionen US-Dollar angehäuft. Asset-Manager sollten in der Tat hinterfragen, ob die sehr hohe Gewichtung von US-Assets in den gängigen Indizes und Portfoliokonzepten noch gerechtfertigt ist.

Georg Schuh, DWS, bei der HR-Branchenkonferenz 2025.
Georg Schuh, DWS, bei der HR-Branchenkonferenz 2025

Wie bewerten Sie die Asset-Mischung deutscher Pensionsfonds?

Georg Schuh: Auch viele Anlageportfolios, die der Absicherung von Leistungen für deutsche Pensionäre dienen, haben eine sehr hohe Exposition zu amerikanischen Vermögensklassen. Wer in der Vergangenheit aus dem Heimatmarkt Eurozone herausdiversifizieren wollte, hat in der Regel zunächst nach auf die USA geschaut. Insbesondere bei illiquiden Vermögensklassen – also (Private Equity, Real Estate und, Private Debt –) hat man sich kaum vorstellen können, dass für ausländische Anlagen im USMarkt eine zusätzliche Risikoprämie angesetzt werden müsste. Genau dies ist aber nun notwendig, da aktuell auch die erratische (Zollp)Politik der TrumpRegierung Unsicherheit und Zweifel an den GovernanceStrukturen aufkommen lässt.

Zudem spricht sagt der Markt eine deutliche Sprache, dass er auch den (alleinigen) Reservewährungss-Status des US-Dollar anzweifelt. Kurzum, auch deutsche Pensionsfonds sollten ihre strategische Allokation überprüfen und insbesondere die Diversifikation Richtung Asien, (inklusive Richtung China,) forcieren. Meine Empfehlung wäre insbesondere, liquide Wertpapiere in der asiatischen Region zu (re-)allokieren bzw. zu reallokieren. Für illiquide Investments bietet auch Europa viele neue Optionen – gegeben die zukünftig hohen Infrastruktur- und Verteidigungs-Investitionen, nachdem Deutschland die Schuldenbremse jüngst quasi außer Kraft gesetzt hat.

Bleibt dabei das Thema ESG, trotz Gegenwind aus den USA, für das Asset-Management wichtig?

Georg Schuh: Das zugrundeliegende planetare Problem der Erderwärmung geht ja nicht weg, auch wenn die derzeitige USAdministration keinen Fokus darauf legt. Insbesondere Vor allem die Analyse, welche Kapitalmarkt-Implikationen Strategien zur CO2-Vermeidung – aber auch Strategien zur Klimaanpassung – haben, bleibt für das Asset-Management von hoher Relevanz. Und hier können deutsche und europäische Unternehmen weiterhin in einem unterstützenden Umfeld prosperieren. Was das Thema DEIDEI, also  (Diversity, Equity, Inclusion,) angeht, so wird der heftige ein Teil des Gegenwinds aus den USA auch etwas in unserer Region abstrahlenankommen. Global agierende Unternehmen mit Sitz in Europa werden versuchen, in ihren US-Niederlassungen weniger Wert darauf zu legen, aber im europäischen Heimatmarkt das Thema nicht links liegen zu lassen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die große Mehrheit die meisten unserer institutionellen Kunden weiterhin an den ESG-Richtlinien festhalten, die sie den Asset Managern gegeben haben. Ich denke, dass sich europäische Asset-Manager damit auch durchaus positiv von US-basierten Asset- Managern differenzieren können.

Georg Schuh, DWS, bei der HR-Branchenkonferenz 2025.
Georg Schuh, DWS, und Florian Frank, WTW, bei der HR-Branchenkonferenz 2025

Was empfehlen Sie unter dem Strich für das Asset-Management im Rahmen der bAV?

Georg Schuh: Das Asset-Management bleibt eine der entscheidenden Dienstleistungen für die bAV. Auch das Asset-Management sollte ein Interesse daran haben, dass die betriebliche Altersvorsorge „demokratisiert“ wird, sprich, dass auch die Vielzahl von Mitarbeitendenrn in kleineren Unternehmen sich auf eine kapitalmarktgedeckte Altersvorsorge verlassen können. Der Trend zu Defined-Contribution-Plänen wird anhalten. Wenn von Seiten der Regulierung der Zwang zu fixen Garantien wieder aufgeweicht wird, so ist das auf alle Fälle zu begrüßen. Erfahrungsgemäß sind Garantien ziemlich teuer und schmälern letzten Endes das zukünftige Vorsorgeniveau für die der Mitarbeitendenr. Generell können Asset- Manager ihre Erfahrungen und Kompetenzen umso besser in positive Anlageergebnisse umsetzen, je größsser die Möglichkeiten zur regionalen Diversifikation, aber auch zur Diversifikation in illiquide Anlageklassen sind.

Ihr Kontakt


Managing Director, Head of Work and Rewards Germany/Austria

Über dem Interviewpartner


Georg Schuh
Mitglied der Geschäftsführung der DWS International GmbH

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