WTW-Experten diskutieren Herausforderungen und Trends der bAV
In vielen Ländern ist die betriebliche Altersversorgung ein wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge. Dies gilt auch für Deutschland und Irland, wo die Absicherung durch staatliche Rentensysteme zumindest langfristig nicht ausreichen wird, um einen angemessenen Lebensstandard zu sichern.
Mit der wachsenden Bedeutung der betrieblichen Altersversorgung steigen auch die Anforderungen an die angebotenen Dienstleistungen. Wir haben zwei Experten zu den Herausforderungen und Trends der bAV-Dienstleistungen in Deutschland und Irland befragt: Amanda Dempsey ist Leiterin der Verwaltungsdienstleistungen in Irland und Michael Paulweber ist verantwortlich für das Outsourcing-Geschäft in Westeuropa.
Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung bei den Irish Pensions Awards 2024. Dieser Gewinn hat viel Aufmerksamkeit erregt, nicht nur in Irland. Wie wurde diese Auszeichnung vom irischen WTW-Team aufgenommen?
Amanda Dempsey:
LifeSight Ireland hat die Auszeichnung 2024 Pension Administrator of the Year Award gewonnen. Dies ist ein Beweis für die Leistungsfähigkeit unserer nutzerorientierten Technologieplattform, unseren unabhängigen Governance-Ansatz, unser Engagement für Kunden und Mitglieder und unsere herausragenden administrativen Fähigkeiten. Das Team war überglücklich. Es war eine großartige Leistung und ein Schub für die Moral, da ihre harte Arbeit und ihr Engagement bei der Erbringung von Verwaltungsdienstleistungen für unsere zahlreichen Kunden und Mitglieder anerkannt wurden.
Michael Paulweber:
Ich kann mich den Ausführungen von Amanda nur anschließen. Wir haben uns besonders über das Feedback gefreut: Die Jury lobte LifeSight dafür, dass es "über die normalen Anforderungen an einen bAV-Verwalter hinausgeht" und seinen Mitgliedern außergewöhnliche Standards bietet.
Dieses hervorragende Ergebnis hilft uns, unsere starke Marktposition in Irland weiter auszubauen.
Wie entwickeln sich die betrieblichen Altersversorgungssysteme in Irland und Deutschland?
Amanda Dempsey:
Irland hat in den letzten Jahren bedeutende Veränderungen in der Altersvorsorgelandschaft erlebt: die Umsetzung von IORP II in die Gesetzgebung im Jahr 2021, die exponentielle Verlagerung von Single Trust Arrangements zu Master Trusts auf dem DC-Markt und zuletzt die bevorstehende Einführung von Auto Enrolment später in diesem Jahr.
"My Future Fund", das System zur automatischen Anmeldung, das am 30. September in Irland eingeführt werden soll, zielt darauf ab, Arbeitnehmer des privaten Sektors zu unterstützen, die keine betriebliche oder private Altersvorsorge haben, wenn sie das Rentenalter erreichen.
Arbeitnehmer, die die Voraussetzungen erfüllen, d. h. zwischen 23 und 60 Jahre alt sind, mehr als 20 000 Euro pro Jahr verdienen und derzeit nicht in ein Rentensystem einzahlen, werden automatisch aufgenommen.
Wir beobachten, dass Arbeitgeber erwägen, die Anspruchsvoraussetzungen für ihre Betriebsrentensysteme so zu ändern, dass sie künftig alle Arbeitnehmer einbeziehen, um die Notwendigkeit zu minimieren, ihr bestehendes Betriebsrentensystem und das staatliche System gleichzeitig zu betreiben.
Angesichts der Veränderungen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, und der Änderungen, die in diesem Jahr anstehen, gehe ich davon aus, dass sich die DC-Modelle langfristig durchsetzen werden. Da WTW sowohl für DB- als auch für DC-Modelle exzellente Lösungen anbietet, blicken wir sehr positiv in die Zukunft, vor allem angesichts der zunehmenden Bedeutung der betrieblichen Altersversorgung für die Altersvorsorge.
Michael Paulweber:
Ich stimme Amanda voll und ganz zu. 2024 war ein sehr erfolgreiches Jahr für uns. Wir konnten eine Reihe von neuen Verwaltungsaufträgen in Irland gewinnen und an Bord holen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Markt Momentum anhalten wird.
In Deutschland gibt es sicherlich Ähnlichkeiten zu Irland. Allerdings unterscheiden sich die Märkte deutlich in ihrer Entwicklung und ihrem Reifegrad. Deutschland ist geprägt vom demographischen Wandel, der nicht nur mittelfristig die Bedeutung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) erhöhen wird. Da die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, erreicht die Arbeitsbelastung und das Transaktionsvolumen für fast alle Verwalter einen neuen Höchststand. Gleichzeitig muss die Branche den Mangel an bAV-Experten in den Griff bekommen, was für viele interne Verwaltungsteams eine besondere Herausforderung darstellt.
Was die Arten von Pensionsplänen betrifft, so wird der Markt in Deutschland von leistungsorientierten Plänen dominiert. Der Markt für reine DC Modelle ist bisher nur sehr langsam in Gang gekommen, und die Richtung der Entwicklung nach den Wahlen im Februar 2025 ist unklar. Es ist noch zu früh, um zu sagen, wie schnell eine Transformation von DB zu DC gelingen wird. Wir bei WTW haben ausgezeichnete und zweckmäßige Lösungen entwickelt, die das Beste aus beiden Welten vereinen, so dass sich Unternehmen nicht mit verschiedenen Lösungen und Anbietern auseinandersetzen müssen, sollten sie sich für eine der neuen DC-Lösungen entscheiden.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen und Top-Trends für die betriebliche Altersversorgung?
Michael Paulweber:
Wie ich bereits erwähnt habe, ist eine der größten Herausforderungen die Bewältigung des demografischen Wandels und der damit verbundenen Herausforderungen für die Verwaltung. Dies betrifft nicht nur Deutschland, sondern viele westeuropäische Länder. Hinzu kommt die größere Unsicherheit über die wirtschaftliche und politische Entwicklung in den einzelnen Regionen. Viele Unternehmen stehen vor der Frage, wie sie sich für die Zukunft aufstellen wollen. Buy-out-Lösungen finden in Deutschland immer mehr Beachtung.
Eine unmittelbare Folge davon ist, dass viele Unternehmen auch ihre bAV-Organisation in Bezug auf Sourcing, d.h. Inhouse oder Outsourcing, Technologie wie nationale Verwaltungssysteme vs. Nutzung globaler Plattformen, Mangel an bAV-Experten und steigende Anforderungen an die Nutzererfahrung überprüfen.
Gerade angesichts dieser Herausforderungen sehen wir den Trend zum Outsourcing, auch wenn der deutsche Markt weniger reif ist als andere Märkte. Meiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir hier ein ähnliches Ausmaß an Outsourcing sehen werden wie in reiferen Märkten.
Amanda Dempsey:
Wie unsere Auszeichnung 2024 Pension Administrator of the Year Award zeigt, hat ein hervorragender Service für unsere Mitglieder und Treuhänder nach wie vor oberste Priorität. Wir bieten ein Serviceniveau, das unsere Mitglieder erwarten und an das sie sich gewöhnt haben. Die Auszeichnung ist ein weiterer Ansporn, uns dieser Herausforderung auch in Zukunft zu stellen.
Gibt es Lehren, die man aus den einzelnen Märkten ziehen kann?
Michael Paulweber:
Die Märkte sind in Bezug auf Größe und Regulierung sehr unterschiedlich und haben einen unterschiedlichen Reifegrad. Ein direkter Vergleich ist daher nicht möglich.
Aufgrund der Größe des Marktes ist die Skalierbarkeit von Dienstleistungen in Irland vor allem durch eine konsequente Standardisierung möglich. Mit Lifesight haben wir die richtige Lösung gefunden, um diese Standardisierung zu erreichen. Unser Markterfolg gibt uns Recht.
In Deutschland ist eine Standardisierung aufgrund der Heterogenität der Betriebsrentenlandschaft und der damit verbundenen Dienstleistungen deutlich schwieriger zu erreichen. Skalierung erfolgt hier weniger über Produkte als vielmehr innerhalb der Wertschöpfungskette durch Standardisierung und Automatisierung von Prozessen für viele Kunden. WTW als führender Verwalter in Deutschland ist dafür sehr gut aufgestellt.
Auch die Nutzung von Dienstleistungen ist nicht auf einzelne geografische Märkte beschränkt. Wir müssen in größeren Dimensionen denken und Technologien, Prozesse und Dienstleistungen global einsetzen, dabei aber lokale Märkte und Regularien berücksichtigen. Als globales Unternehmen betreuen wir 25 Millionen Teilnehmer im Bereich Gesundheit und Vorsorge. So arbeiten wir beispielsweise weltweit an KI-Lösungen, die wir in verschiedenen Geschäftsbereichen und Regionen einführen. Letztlich geht es darum, unseren Kunden und ihren Mitarbeitern den bestmöglichen Service zu bieten. Mit unserer globalen Größe können und werden wir dieses Potenzial nutzen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview wurde von Claudio Thum, WTW, geführt.
Weitere Veröffentlichungen finden Sie in unserer Publikationsreihe "Die Zukunft der betrieblichen Altersversorgung" in deutscher und englischer Sprache.
Zuständigkeitsbereiche bei WTW:
Leiter der Abteilung Outsourcing Europa (ohne GB)
Berufliche Qualifikation und Erfahrung:
Über 20 Jahre Erfahrung in der betrieblichen Altersversorgung in verschiedenen Positionen
Verschiedene Funktionen bei WTW in den Bereichen Verwaltung, Beratung und Management
Zuständigkeitsbereiche bei WTW:
Leiterin des Geschäftsbereichs Outsourcing in Irland
COO der WHCB MIFID-Einheit
LifeSight-Exekutivausschuss
Berufliche Qualifikation und Erfahrung:
Associate of the Irish Institute of Pension Management (AIIPM), Qualified Financial Adviser (QFA), Retirement Planning Adviser (RPA) und LIA Pensions
Mehr als 25 Jahre Erfahrungen auf den Gebieten DB und DC, Verwaltung öffentlicher und privater Lösungen, Benefits Beratung sowie Veränderungs- und Integrationsmanagement
Verschiedene Funktionen bei WTW in den Bereichen Verwaltung, Beratung, Betrieb und Management