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Artikel | Benefits Perspectives

Pension Buy-out: eine gute Lösung?

28. November 2023

Eine Diskussionsrunde zur Übertragung von Pensionsverpflichtungen im Zuge eines Pension Buy-out.
Retirement
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Unternehmen, die ihre Pensionsverpflichtungen übertragen wollen, können dafür, wie vielfach bewährt, einen Pensionsfonds nutzen oder einen Pension Buy-out über eine Rentnergesellschaft. Doch welche Chancen und Risiken bietet ein Pension Buy-out? Unterhalten haben sich darüber Stefan Brenk, E.ON, Alexandra Ziegler, thyssenkrupp, Dr. Benedikt Köster, PSV, Dr. Johannes Heiniz, WTW, und als Gast aus dem Publikum Dr. Thomas Bloch, Deutsche Betriebsrenten Holding. Moderiert wurde die Runde von Dr. Michael Karst, WTW. Lesen Sie eine Zusammenfassung der wesentlichen Positionen.

Dr. Michael Karst: Das Thema Pension Buy-out ist aktuell in aller Munde. Schließlich bietet dieses Instrument die Chance, alle Pensionsverpflichtungen einschließlich der Bilanzierung, der Administration und der Haftung gegen einen Einmalbetrag „loszuwerden“.

Dr. Johannes Heiniz: Allerdings sind damit auch viele spezifische rechtliche, steuerliche und ökonomische Fragen verbunden. Das etablierte Instrument Pensionsfonds bietet da schon deutlich mehr Handlungssicherheit. Ein Pension Buy-out ist dennoch eine interessante Option, die zumindest mit betrachtet werden sollte, wenn über eine Ausfinanzierung der Pensionsverpflichtungen nachgedacht wird.

Dr. Michael Karst: Herr Brenk, auch wenn diese Option grundsätzlich spannend ist, hat sich E.ON für die Gründung eines Pensionsfonds entschieden. Warum?

Stefan Brenk: Das Thema Ausfinanzierung hat bei E.ON eine lange Historie, in der Regel im Rahmen von CTA-Lösungen. Durch die Übernahme wesentlicher Bereiche von Innogy hatten wir uns jedoch einen markanten Pensionsfondsbestand eingekauft. Von da aus haben wir dann die Idee des Pensionsfonds weitergedacht. Für uns ist das eine harmonische Lösung.

Dr. Michael Karst: Ihre Entscheidung fiel also mit Blick auf eine spezifische Situation. Das ist ja auch stimmig. Wie sieht die Lage bei thyssenkrupp aus, Frau Ziegler?

Alexandra Ziegler: Wir nutzen aktuell ein CTA. Um uns nicht mehr um Rentenanpassungen und die Rentenverwaltung kümmern zu müssen, haben wir uns auch das Thema Rentnergesellschaft angeschaut. Die juristischen Risiken sind aus unserer Sicht jedoch noch zu groß. Zudem schätzen wir, dass sich unsere Rentner thyssenkrupp weiterhin verbunden fühlen. Und wir möchten, dass alle Rentenversprechungen zuverlässig eingelöst werden, wobei die Mitbestimmung eine wichtige Rolle spielt. Auch vor diesem Hintergrund sehen wir einen Pension Buy-out eher kritisch.

Stefan Brenk: Dennoch gibt es Situationen, die für einen Pension Buy-out sprechen können – etwa eine M&A-Transaktion oder wenn meine Verpflichtungen in der Bilanz so stark schwanken, dass ich die Rating-Kennziffern nicht mehr optimal steuern kann. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Entscheidend ist allerdings auch, für einen Buy-out den richtigen Partner zu finden.

Dr. Michael Karst: Ein guter Punkt. Wir kennen ja den Fall, wo ein Investor kein Geld mehr nachschießen wollte, als eine Buy-out-Struktur in Schieflage geraten war. Herr Köster, welche Meinung hat der PSV zu dieser Thematik?

Dr. Benedikt Köster: Hinter den beaufsichtigten Pensionsfonds mit einem haftenden Trägerunternehmen machen wir einen Haken. Die Weitergabe einer Rentnergesellschaft an einen Dritten beschäftigt uns da schon eher. Das Trägerunternehmen ist nach zehn Jahren enthaftet, der Übernehmer der Verpflichtungen muss dann mit einer angemessenen Kapitalanlage für solide Finanzen sorgen. Gelingt ihm dies nicht und die Rentnergesellschaft gerät in die Insolvenz, sind die Mitgliedsunternehmen des PSV in der Pflicht. Aus dem Insolvenzrisiko eines Unternehmens wird also gewissermaßen ein Kapitalmarktrisiko.

Dr. Michael Karst: Also heißt es genau hinsehen bei einem solchen Vorhaben. Das beginnt ja schon bei der Preisfindung, das abgebende Unternehmen und ein Provider haben hier naturgemäß oft andere Vorstellungen.

Dr. Benedikt Köster: Hier kommt es auf eine durchdachte vertragliche Gestaltung des Ganzen an, wir bewegen uns in einem unregulierten Bereich, auch die BaFin schaut hier bislang nicht hin. Doch wenn die Ausfinanzierung solide ist und die Governance vernüftig aufgesetzt ist, kann das auch aus PSV-Sicht eine gute Sache sein. Allerdings sollte perspektivisch über einen belastbaren regulatorischen bzw. rechtlichen Rahmen nachgedacht werden.

Dr. Johannes Heiniz: Doch auch ohne einen solchen Rahmen kann ja bereits jetzt im Sinne des wichtigen Fürsorgedankens vertraglich für regelmäßige Rentenanpassungen gesorgt werden. Die Unternehmen haben dafür den nötigen Freiraum.

Dr. Michael Karst: Lassen wir auch einen Vertreter einer Anbieterstruktur zu Wort kommen. Herr Bloch, Sie können uns bestimmt Mut zur Rentnergesellschaft machen.

Thomas Bloch: Ich sehe natürlich die Bedenken. Aber es kristallisieren sich konkrete Governance- und Sicherheitsmaßnahmen heraus, die diese Bedenken adressieren. Dazu gibt es Initiativen – z.B. im Rahmen der aba – , die wir weiter voranbringen müssen. Und es ist wichtig vor allem auch einmal auf die Vorteile zu schauen: die Rentnergesellschaft ist ein Tool, mit dem sich Unternehmen wirtschaftlich, bilanziell, rechtlich und operativ endgültig von ihren Pensionsverpflichtungen trennen können – wenn sie das wollen oder müssen wie etwa im M&A-Kontext.

Dr. Michael Karst: Wir sehen, dass es bei diesem relativ neuen Thema Risiken und Chancen gibt, die alle noch weiter diskutiert werden müssen. Als Impulse können wir jedoch schon mal mitnehmen: Ein Pension Buy-out ist eine mögliche Lösung, um sich von Pensionsverpflichtungen zu trennen. Ob es auch eine gute Lösung ist, kommt auf die jeweilige Situation eines Unternehmens an und auf seine Ziele. Und letzten Endes zählt die vertraglich durchdachte Ausgestaltung. Ihnen allen herzlichen Dank für Ihre Einschätzungen.

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