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Anlagekosten in der Beruflichen Vorsorge: Aktiv verwaltet, teuer erkauft?

360°Vorsorge | Magazin

Von Sebastian Krejci und Alexandra Tischendorf | 7. Oktober 2025

Pensionskassen verwalten Milliarden. Wichtig ist die Nettorendite – nicht nur Kosten. Ein Mix aus aktiven und passiven Strategien erhöht Effizienz und Stabilität.
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Die Berufliche Vorsorge in der Schweiz verwaltet ein Vermögen von über 1'200 Milliarden Franken. Angesichts der demografischen Herausforderungen und der Rückkehr tiefer Zinsen rückt die Frage nach einer effizienten Vermögensbewirtschaftung in den Fokus.

Die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) hat in den letzten Jahren wichtige Schritte zur Erhöhung der Transparenz bei Anlagekosten unternommen. Die in diesem Kontext eingeführte standardisierte Offenlegung der «Total Expense Ratio» (TER) ermöglicht einen Vergleich zwischen Pensionskassen. Dennoch bleiben gewisse Kostenbestandteile, insbesondere bei alternativen Anlagen, schwer quantifizierbar. Bei diesen Anlagen braucht es klare Governance-Strukturen, regelmässige Performance- und Kostenanalysen sowie ein Benchmarking mit vergleichbaren Einrichtungen, um fundierte Anlageentscheide treffen zu können.

Der alleinige Blick auf die Kosten greift zu kurz, entscheidend ist die Nettorendite, also die Rendite nach Abzug der Kosten. Und diese hängt nicht nur von Gebühren, sondern auch von Struktur und Grösse der Pensionskasse, der Anlagestrategie und deren Umsetzung ab.

Kosten im Kontext der Nettorendite betrachten

Im Anlageprozess fallen unterschiedliche Kostenarten an: Transaktionskosten, Depotgebühren, Vermögensverwaltungsgebühren und indirekte Kosten wie erfolgsabhängige Gebühren bei alternativen Anlagen. Studien zeigen, dass viele Pensionskassen jährliche Anlagekosten von 0,1 % bis zu über 1,5 % des verwalteten Vermögens ausweisen. Der Durchschnitt liegt gemäss Pensionskassenstudie 2025 von Swisscanto bei knapp 0,5 % in 2024. [1] Auch wenn diese Werte auf den ersten Blick moderat erscheinen, kann der Effekt langfristig erheblich sein. Entscheidend für den Nutzen der Versicherten sind jedoch nicht allein tiefe Kosten, sondern auch das Ausmass der mit den Anlagen erzielten Nettorendite. Höhere Kosten sind dann gerechtfertigt, wenn sie mit einer entsprechend höheren Rendite einhergehen. Falls höhere Kosten keine Mehrrendite generieren, sollten die Kosten minimiert werden. Studien weisen darauf hin, dass insbesondere aktive Anlagestrategien, die vor allem bei alternativen Anlagen vorkommen, wie bspw. Infrastrukturanlagen, Private Equity und Private Debt, oft mehr Kosten verursachen, aber durchaus höhere Nettorenditen generieren können.

Aktiv, passiv – oder beides?

Die Frage nach der Effizienz der Kapitalanlage ist untrennbar mit der Entscheidung für einen aktiven oder passiven Anlagestil verbunden. Aktive Vermögensverwalter versuchen, durch gezielte Titelauswahl und Markt-Timing eine Überrendite gegenüber dem Markt zu erzielen. Dieser Ansatz ist zwar mit höheren Kosten verbunden, bietet aber auch Chancen auf Mehrrenditen – insbesondere in weniger effizienten Marktsegmenten (z. B. Small-CapAktien, Emerging Markets) oder bei Privatmarktanlagen (z. B. Privat Equity, Infrastrukturprojekte).

Passive Anlagen hingegen bilden einen Marktindex nach, was deutlich weniger Eingriffe benötigt und damit geringere Kosten verursacht. Die durchschnittlichen Kosten passiver Mandate liegen oft unter 0,2 % des verwalteten Vermögens.

Zahlreiche empirische Studien zeigen zudem, dass aktive Vermögensverwalter ihrer Benchmark langfristig nur selten nach Abzug der Kosten schlagen – zumindest in hochliquiden Märkten wie beispielsweise grosse Aktienindizes. Daraus ergibt sich: Ein gezielter Mix aus aktiven und passiven Strategien kann die Vorteile beider Welten vereinen.

Privatmarktanlagen: Chancen bei professioneller Verwaltung

Besonders deutlich wird der Nutzen aktiver Verwaltung bei Privatmarktanlagen wie Private Equity, Private Debt oder Infrastruktur. Diese Anlageklassen haben in den letzten Jahren oftmals deutlich höhere Renditen als traditionelle Anlagen erzielt und tragen markant zur Diversifikation bei. Hier spielt die aktive Verwaltung ihre Stärken aus – vorausgesetzt, die Kostenstrukturen sind transparent und das Governance-Modell der Pensionskasse robust genug, um Risiken richtig zu steuern. Diese Anlageklassen sind kaum indexierbar, komplexer und erfordern fundiertes Know-how, eine gründliche Prüfung (sogenannte Due Diligence) und eine professionelle Umset zung. Dennoch: Viele Schweizer Pensionskassen konnten mit solchen Anlagen attraktive Renditen erzielen, oft deutlich über dem Niveau öffentlicher Märkte.

Der Schlüssel liegt in der Kompetenz und Governance – hier kann sich aktive Verwaltung auszahlen, trotz höherer Gebühren. Umfangreiche Erfahrung und tiefes Fachwissen ermöglichen, dass Anlagen effektiv verwaltet werden. Dazu gehört die Fähigkeit, eine gründliche Due Diligence durchzuführen, um die finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Investitionsmöglichkeiten zu analysieren. Eine professionelle Umsetzung der Investitionsstrategien ist ebenfalls unerlässlich, um die gewünschten Renditen zu erzielen.

Governance hingegen bezieht sich auf die Strukturen und Prozesse, die sicherstellen, dass die Verwaltung der Pensionskassen transparent und verantwortungsvoll erfolgt. Transparente Kostenstrukturen sind hierbei von großer Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Gebühren im Verhältnis zu den erzielten Renditen stehen. Ein robustes Risikomanagement ist ebenfalls unerlässlich, um potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren und zu steuern. Klare und transparente Entscheidungsprozesse tragen dazu bei, dass Verantwortlichkeiten und Befugnisse eindeutig definiert sind und die Entscheidungswege nachvollziehbar bleiben.

Viele Schweizer Pensionskassen setzen weiterhin auf aktive Mandate. Historisch gewachsene Strukturen, das Bedürfnis nach aktiver Steuerung und Überzeugung in bestimmten Marktsegmenten spielen dabei eine Rolle. In einem Umfeld mit zunehmender Marktvolatilität, geopolitischen Unsicherheiten und strukturellen Umbrü- chen bietet aktive Vermögensverwaltung die Möglichkeit, Risiken gezielter zu steuern und Opportunitäten zu nutzen – allerdings nur, wenn die Qualität der Verwaltung hoch ist und eine laufende Kontrolle erfolgt.

Neben dem «Was» (aktiv/passiv) ist auch das «Wie» entscheidend. Einige Pensionskassen bauen interne Investmentteams auf, was mit Know-how-Gewinn, aber auch mit Fixkosten verbunden ist. Andere setzen auf die Delegation an eine externe Vermögensverwaltung, Plattformen oder Mandatslösungen – oft effizienter und skalierbarer, gerade bei kleineren Volumina oder komplexen Strategien.

Merkmale eines passiven Managements

  • Passive (oder Index-)Anleger verfolgen das Ziel, ein Portfolio zu halten, dessen Wertentwicklung möglichst genau der eines ausgewählten Index entspricht. Die Rendite passiver Investitionen wird häufig als «Beta» bezeichnet, also als die Erträge, die aus einem Marktportfolio stammen.
  • Niedrige Verwaltungsgebühren und laufende Kosten.
  • Passive Manager erzielen eine Rendite entsprechend dem Index, den sie nachbilden, mit sehr geringer Abweichung (Volatilität) im Vergleich zum Marktindex.
  • Geringerer Aufwand für Steuerung und Überwachung bei der Entwicklung, Auswahl und Kontrolle von Strategien.
  • Der Anleger muss die Zusammensetzung des Index akzeptieren.
  • Es besteht keine Möglichkeit, gezielt zusätzliche Renditen zu erzielen, die möglicherweise im Markt vorhanden sind.
  • Für Anleger, die der Meinung sind, dass es zu Fehlbewertungen im Markt kommt, bedeutet passives Management (unter Verwendung kapitalisierungsgewichteter Indizes), dass sie systematisch in «teure» Aktien übergewichtet und in «günstige» Aktien untergewichtet sind.

Merkmale eines aktiven Managements

  • Aktives Management versucht, durch Fachkenntnis und gezielte Entscheidungen eine über dem Markt liegende Rendite zu erzielen. Aktive Manager versuchen, Preisabweichungen in ineffizienten Märkten auszunutzen, zum Beispiel durch gezielte Aktienauswahl oder Markt-Timing.
  • Aktives Fondsmanagement ist ein «Nullsummenspiel» – in der Gesamtheit sollten Anleger vor Gebühren etwa der Benchmark entsprechen und nach Abzug der Gebühren hinter der Benchmark liegen.
  • Anleger, die in der Lage sind, gute aktive Manager auszuwählen, können dieses Problem jedoch überwinden und langfristig Mehrwert schaffen.
  • Aktive Überrendite ist oft unkorreliert mit den allgemeinen Marktrenditen, was bedeutet, dass zusätzliche Erträge erzielt werden können, ohne das Gesamtrisiko des Portfolios zu erhöhen – das macht aktives Management als Ertragsquelle attraktiv.
  • Flexibilität, die Struktur an die individuellen Bedürfnisse der Anleger anzupassen.
  • Höhere Kosten und höhere Anforderungen an die Überwachung im Vergleich zum passiven Management.
  • Einzelne Manager können über längere Zeiträume unterdurchschnittlich abschneiden.

Investmentstrategien im Vergleich

Passives und aktives Investmentmanagement im Vergleich
Governance-Anforderungen Potenzial für Überrendite durch aktives Management Kosten Volatilität im Vergleich zum Markt Flexibilität für Anpassungen und Optimierungen
Passives Management Gering Kein Tief Minimal Begrenzt
Aktives Management Erweitert Hoch Hoch Hoch Hoch

Fußnote

  1. Schweizer Pensionskassenstudie 2025 Return to article
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