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Artikel | Benefits Perspectives

„bAV muss durch Leistung überzeugen“

24. September 2021

Garantie in der bAV – die Marktpraxis: Mitarbeiter schätzen die bAV mehr denn je. Unternehmen können ihnen bedarfsgerechte Angebote machen.
Retirement
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Zur Frage „Wie viel Garantie braucht die bAV?“ haben Fachexperten von WTW mit bAV-Praktikern aus Unternehmen und Vertretern der Versicherungswirtschaft gesprochen. Interview zur Marktpraxis mit Dr. Heinke Conrads, Head of Retirement Germany and Austria von WTW, Horst Grögler, Head of Pension Asset Management der TRATON SE, und Thorsten Linnmann, Head of Total Rewards Germany bei LANXESS.

Frau Dr. Conrads, was bedeutet „Garantie“ in der bAV?

Heinke Conrads: Im klassischen Verständnis stellt der Begriff darauf ab, dass mindestens die eingezahlten Beiträge garantiert erhalten bleiben.

Tatsächlich steckt aber viel mehr Garantie in der bAV: Schon die Tatsache, dass Arbeitgeber eine bAV anbieten und dafür einstehen, ist eine Garantie. Zudem unterliegt die bAV juristischen Normen, die den Mitarbeitern Sicherheit geben. Kurz: Eine starke Garantie ergibt sich bereits durch die bAV an sich.

Welchen Nutzen hat die bAV – für Unternehmen und Mitarbeiter?

Heinke Conrads: Mitarbeiter wissen, dass sie sich um ihre Altersvorsorge kümmern müssen. Sie erwarten, dass ihr Unternehmen sie dabei unterstützt und halten dies für wichtiger denn je, wie der Global Benefits Attitudes Survey von WTW belegt. Und damit liegen sie richtig, denn die betriebliche Altersversorgung ist effizienter als private Vorsorgelösungen.

Unternehmen, die auf diese Erwartungen eingehen, profitieren im Gegenzug von engagierten Mitarbeitern, die gerne in das Unternehmen eintreten, dort bleiben und es als guten Arbeitgeber weiterempfehlen.

Und was erwarten die Mitarbeiter konkret von ihrer bAV?

Heinke Conrads: Mitarbeiter möchten eine bAV, die für sie persönlich passt. Dies lässt sich beispielsweise durch Wahloptionen erreichen, etwa im Hinblick auf die Erwerbsunfähigkeits- oder Hinterbliebenenabsicherung, oder auch durch flexible Auszahlungsoptionen im Ruhestand, etwa eine regelmäßige Rente oder eine einmalige Kapitalzahlung. Auch mit individuellen Beratungsangeboten zur bAV können Unternehmen punkten.

Garantie oder Rendite – was ist Mitarbeitern wichtiger?

Heinke Conrads: Hier haben sich die Präferenzen in den letzten Jahren leicht verändert, wie ein Rückblick auf frühere Surveys zeigt. Während 2017/2018 noch 78 Prozent der Mitarbeiter Sicherheit im Sinne von Garantie wichtiger war als eine hohe Rendite, waren es 2019/2020 nur noch 66 Prozent. Hier hat vielleicht ein Umdenken eingesetzt, insbesondere bei jungen Mitarbeitern. Die „Generation ETF“ ist in der Niedrigzinsphase aufgewachsen, während die „Generation Sparbuch“ noch Hochzinszeiten erlebt hat.

Wie können Unternehmen dieses Umdenken fördern?

Unternehmen sollten beiden Generationen vermitteln, dass das wichtigste Ziel der bAV zuallererst eine auskömmliche Altersversorgung ist. Dies ist am Kapitalmarkt gut zu erreichen, aber kaum noch mit Beitragserhalts- und Zinsgarantien. Gleichzeitig müssen auch sicherheitsorientierte Mitarbeiter „mitgenommen“ werden, indem man ihnen verdeutlicht, dass ein gutes Maß an Sicherheit auch in einer kapitalmarktorientierten bAV gewährleistet ist. Unternehmen bieten ja durchdachte und langfristig tragfähige Vorsorgemodelle an, und zwar in einem rechtlichen Rahmen, der ebenfalls auf Sicherheit und Planbarkeit abzielt.

Herr Grögler, wie gestaltet TRATON seine bAV in diesem Kontext?

Horst Grögler, Head of Pension Asset Management, TRATON SE: Mitarbeiter sollten an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung teilhaben. Deshalb bieten wir ihnen mit der bAV einen entsprechenden Zugang zum Kapitalmarkt. TRATON setzt auf ein fondsakzessorisches Modell, das den Mitarbeitern bereits gute Renditen gebracht hat. Das Modell genießt bei den Mitarbeitern hohes Vertrauen, weil es durch Leistung überzeugt.

Herr Linnmann, welchen Ansatz hat Lanxess gewählt?

Thorsten Linnmann, Head of Total Rewards Germany, LANXESS: Wir setzen auf ein versicherungsbasiertes Modell in Form einer rückgedeckten Direktzusage: eine Grundversorgung mit verminderten, aber unbedingt stimmigen Garantien, und eine Aufbauversorgung mit chancenorientierterer Kapitalanlage. Dieses Modell ist in einem guten Zusammenspiel mit den Arbeitnehmervertretern entwickelt worden. Überzeugt hat sie, dass die der Situation angepasste Garantie in einem sicheren Rahmen zu einer höheren Leistung führt. Der „Lanxess Pension Plan 2017“ ist bei unseren Mitarbeitern durchaus angesehen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Thorsten Linnmann: Dass die Politik gelassen bleibt und nicht hektisch nach einem Obligatorium ruft, weil das Sozialpartnermodell bislang kaum umgesetzt wurde. Jedes Unternehmen ist anders und muss deshalb auch in der bAV seinen eigenen Weg gehen können.

Horst Grögler: Arbeitgeber sollten ihren Mitarbeitern mehr transparent machen, dass Garantie und Sicherheit zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind und dass vermeintliche Risiken aus abgesenkten Garantien durch entsprechende Kapitalmarktchancen mehr als aufgewogen werden können.

Frau Dr. Conrads, was möchten Sie Unternehmen mit auf den Weg geben?

Heinke Conrads: Lassen Sie sich nicht durch das Niedrigzinsumfeld ablenken und schauen Sie auf das Wesentliche: Die bAV ist als Baustein der Altersvorsorge und als personalpolitisches Plus wichtiger denn je. Nutzen Sie die vielfältigen Möglichkeiten, Mitarbeitern eine bedarfsgerechte und verlässliche bAV anzubieten. Und sagen Sie Ihren Mitarbeitern, gerade weil sich abgesenkte Garantien wahrscheinlich im Markt durchsetzen werden: Wir sorgen für ein wohlabgewogenes Risiko und finden eine gute Lösung.

Ausführlich wurden diese Thesen in einem Online-Event diskutiert (zur Aufzeichnung).

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