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Performance und Umsetzung von ESG-Strategien für EbAV

Von Christian Schubert und Christopher Schaumlöffel | 6. September 2021

Mittels ESG-Strategien Renditevorteile erzielen: Implementierungsschritte und -maßnahmen im Überblick.
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Bevor es an die Umsetzung einer ESG-Strategie geht kommt häufig die Frage auf, ob das Anlageuniversum einer nachhaltigen Anlagestrategie nicht zu begrenzt ist, um die nötige Rendite für Rentenanwartschaften zu erwirtschaften.

Studien zeigen langfristigen risikobereinigten renditevorteil

Nach einer Analyse einer Vielzahl von Metastudien durch Willis Towers Watson können folgende Aussagen getroffen werden.

  1. Einige Hinweise deuten auf einen moderaten langfristigen risikobereinigten Renditevorteil für Portfolien, die ESG und deren effektive Steuerung integrieren. Dabei bieten insbesondere Unternehmen mit einem höherem ESG-Score tendenziell moderat bessere risikoadjustierte Renditen. Darüber hinaus sind Anzeichen für niedrigere Kreditspreads bei festverzinslichen Wertpapieren mit ESG-Bezug zu erkennen.
  2. Insbesondere hat das „G“ im ESG – die Governance – in den meisten Studien den größten Einfluss auf eine höhere Rendite
  3. Es gibt deutliche Hinweise auf eine beträchtliche langfristige Nettoprämie zwischen 0,5 % p.a. und 1,5 % p.a., je nach Größe und der Governance-Regelungen des Investors

Aufbauend auf dieser Analyse können Leitsätze einer Kapitalanlage formuliert werden, die in die Erstellung einer nachhaltigen Anlagestrategie münden.

Ausschlüsse möglichst vermeiden

Bei der detaillierten Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie sollten Ausschlüsse möglichst vermieden werden, da die Studien zeigen, dass sie tendenziell wertmindernd auf das Portfolio wirken. Daher empfiehlt Willis Towers Watson in der Regel, mit Ausnahme bestimmter Fälle (wie z. B. den Ausschluss von Produzenten kontroverser Waffen oder aufgrund regulatorischer Notwendigkeiten), Ausschlüsse zu vermeiden.

Wie kann man aber eine Nachhaltigkeitsstrategie ohne wesentliche Ausschlüsse gestalten? Die Antwort liegt in einer nachhaltig orientierten Kapitalanlage durch die Nutzung von Chancen. Neben völlig neuen Wachstumsbranchen wie der Elektromobilität können beispielsweise grüne Infrastrukturinvestments einen wertvollen Beitrag zur Portfoliorendite beisteuern. Diese Möglichkeiten gilt es zu nutzen!

Den Rahmen bildet dabei die Definition langfristiger Ziele im Hinblick auf ESG, wie z.B. einer Zielallokation zu klimafreundlichen Investments oder die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks im Portfolio.

Nachhaltigkeitsaspekte entlang des gesamten Investmentprozesses integrieren

Um die Nachhaltigkeitsstrategie konsequent umzusetzen werden Nachhaltigkeitsaspekte idealerweise entlang des gesamten Investmentprozesses integriert. ESG-Risiken werden analysiert, mit den Zielen im Einklang stehende Asset-Manager selektiert und ein spezifisches ESG-Reporting umgesetzt. Der gesamte Investitionsprozess sollte, wie in Abbildung 1 (siehe Downloadbereich) abgebildet, auf ESG-Belange zugeschnitten sein.

Nicht nur der langfristige Einfluss dieser Schritte auf die Portfoliogestaltung, sondern auch die stetig steigenden regulatorischen Anforderungen an die Governance von Investitionsprozessen verdeutlichen, dass die Integration von Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage eine bleibende Rolle spielen wird.

Beispiel „Carbon Journey Plan“

Die Vielzahl an Möglichkeiten stellt Investoren jedoch häufig vor die Herausforderung, wie die grob skizzierten Ziele in der Praxis umgesetzt werden können. Ein konkretes Beispiel stellt die Entwicklung eines „Carbon Journey Plans“ dar, der spezifische Schritte und Trigger zur Reduktion des CO2-Ausstoßes im Portfolio definiert.

Ausgangsbasis für solch einen Plan ist die Bestimmung des CO2-Fußabdrucks im Status-Quo-Portfolio. Üblicherweise werden hierzu mit Hilfe von ESG-Datenbanken die CO2-Informationen über alle im Portfolio gehaltenen Wertpapiere ermittelt und ein Ausgangsdatum festgelegt. Auf dieser Basis kann das langfristige Ziel definiert werden, z.B. den Netto-CO2-Ausstoß bis 2050 auf null zu reduzieren. Zusätzliche Zwischenziele, wie z.B. die Halbierung des CO2-Ausstoßes bis 2030, unterstützen dabei, die notwendigen Maßnahmen zeitnah umzusetzen. Der fertig gestaltete Carbon Journey Plan ist fester Bestandteil des regulären Reportings und enthält Trigger mit vorab definierten Schritten, die bei Abweichungen vom Plan ausgelöst werden

Impact Investments, Mandatswechsel, Engagement

Drei mögliche Maßnahmen zur CO2-Reduzierung im Rahmen solch eines Carbon Journey Plans sind Impact Investments, Mandatswechsel sowie Engagement. Impact Investments spielen eine tragende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel und können durch den anhaltenden Megatrend durchaus sehr attraktive Anlagechancen bieten. Allerdings kann der Aufbau einer Allokation durch den langfristigen Investitionszeitraum mehrere Jahre andauern. Im Gegensatz hierzu wirken sich Mandatswechsel hin zu CO2-bewussten Anlageklassen und Managern sofort aus und können durch zusätzliches Engagement mit Unternehmen langfristig positive Effekte bewirken.

Performance- und Risikovergleich mittels Benchmark

Diese Philosophie liegt auch den von Willis Towers Watson verwalteten Fonds zu Grunde. Willis Towers Watson hatte im April 2021 bekannt gegeben, dass das Unternehmen in seinen vollständig diskretionären Investmentportfolios bis spätestens 2050 eine Netto-Null-Emission von Treibhausgasen, und als Zwischenschritt eine Halbierung der Emissionen bis 2030, auf Basis von 2015 anstrebt. Jedoch wurden schon zuvor Nachhaltigkeitsaspekte in den Investitionsprozessen integriert und mit Inkrafttreten der EU-OffenlegungsVO eigene Finanzprodukte mit ökologischen und sozialen Merkmalen als Fonds nach Art. 8 eingeordnet. So ist etwa die Outperformance des Towers Watson Investment Management Global Equity Focus Fund (TWIM GEFF) nicht zuletzt darauf zurückzuführen (siehe Abb. 2 im Downloadbereich).

Der Ex-Post Performance- und Risikovergleich mit seiner Benchmark MSCI World zeigt, dass gute ESG-Werte des TWIM GEFF nicht bedeuten, dass auf Performance verzichtet werden muss.

Schon jetzt schneidet der TWIM GEFF in Bezug auf Kohlenstoffemissionen deutlich besser ab als der Durchschnitt der MSCI-World-Unternehmen. Sowohl relativ, pro einer Million US-Dollar Investment, als auch im umsatzgewichteten Durchschnitt schlägt der TWIM GEFF den Vergleichsindex, darüber hinaus aber auch den nach dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens konzipierten MSCI ACWI Paris aligned Index.

Wesentlich dürften zur Outperformance auch 26 Faktoren aus den Bereichen Soziales und Governance beigetragen haben, wie etwa die Beachtung des UN Global Compact, die Beachtung von Kontroversen im Bereich Kinderarbeit, Gender-Diversität und die Unabhängigkeit des Managements.

Fazit

Abschließend kann daher festgestellt werden, dass sich der Aufwand zur Etablierung und Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie lohnt.

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Titel Dateityp Dateigröße
Performance und Umsetzung von ESG-Strategien für EbAV PDF .1 MB
Autoren

Senior Associate, Investment Consultant

Associate Director, Investments

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