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Das unterschätzte politische Risiko: Polarisierung

Von Silja-Leena Stawikowski | 22. September 2025

Politische Unsicherheiten: Polarisierung wird zunehmend zu einer wirtschaftlichen Bedrohung. Ihr Einfluss auf Wirtschaft, Regulierung und gesellschaftliche Stabilität ist messbar und versicherbar.
Credit and Political Risk
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Seit Jahren beobachten wir ein allmähliches Auseinanderdriften der Weltordnung. Der Wettbewerb zwischen den Großmächten – allen voran China, Russland und den USA – ist intensiver denn je. Handelskonflikte, Sanktionen, militärische Drohkulissen und politisch motivierte Investitionsbarrieren verändern das Spiel grundlegend.

Für Unternehmen entstehen daraus wirtschaftliche Verluste, zum Beispiel durch Lieferkettenunterbrechungen, Sanktionen, den Rückzug aus schwierigen Regionen oder erschwerten Devisentransfer. Es überrascht daher nicht, dass 74 Prozent der von Willis für den Political Risk Survey befragten Risikomanager das politische Risiko als ihr wichtigstes oder eines ihrer Top 5 Risiken einstufen.

Neue geopolitische Realität ist treibende Kraft

Viele Organisationen haben bereits realisiert, dass kein Land mehr uneingeschränkt als dauerhaft verlässlich und stabil gelten kann. Wenn sie sich heute für internationale Märkte entscheiden, tun sie dies mit einem geschärften Blick für geopolitische Spannungen und wirtschaftspolitische Umbrüche. Um ihre Konzernbilanz nachhaltig zu schützen, müssen sie jedoch in Zukunft noch genauere Risikoanalysen vornehmen.

Denn wichtig ist: Wer strategisch vorgeht, kann auch das politische Risiko steuern – mit einem klaren Verständnis und datenbasierten Analysen jeder dynamischen Lage. 

Moderne Risikoanalyse als Fundament

Willis behält die weltweiten politischen Entwicklungen und möglichen Szenarien mit hohem Aufwand im Blick: Als international aufgestelltes Unternehmen greifen wir auf ein eigenes Research-Netzwerk zurück, das unsere Berater und Broker laufend mit aktuellen Daten und fundierten Einschätzungen versorgt.

Regelmäßige Analysen zur politischen Gefährdungslage für Unternehmen und Märkte verschaffen Risikoverantwortlichen ein klares Bild und sind Ausweis unserer jahrzehntelangen Erfahrung mit diesen speziellen Risiken. So sichern Sie sich fundierte Entscheidungen in unsichereren Zeiten.

In unserem halbjährlich erhobenen Political Risk Index analysieren wir 40 Schwellenländer und -regionen in Bezug auf ihre aktuelle Lage und damit verbundene politische und wirtschaftliche Risiken. Mit diesem Report machen wir – gemeinsam mit unserem Partner Oxford Analytica – Unternehmen umfassende Informationen und Einblicke von Experten zugänglich, die in dieser Tiefe und Aktualität einzigartig sind.

Für unsere Kunden schaffen wir damit eine wichtige Entscheidungsgrundlage: Politische Unsicherheit betrifft viele Länder und damit alle Unternehmen. Oft sind diese gezwungen, neue Märkte zu erschließen oder auch Produktionsstandorte abzuwägen. Derart weitreichende Schritte benötigen jedoch eine zuverlässige Lage- und Risikobeurteilung – nur mit dezidierten Länderanalysen und tragfähigen Versicherungslösungen wird das gelingen.

Polarisierung – das übersehene Risiko?

Während geopolitische Risiken im Fokus stehen, ist ein anderes Phänomen dabei, sich zum zweitgrößten politischen Risiko für Unternehmen zu entwickeln: Polarisierung.

Dazu zeigt unser Political Risk Index: Die „affektive Polarisierung“ – also die emotionale Ablehnung Andersdenkender – hat seit dem Jahr 2000 weltweit stark zugenommen und erreicht 2025 einen historischen Höchststand. Besonders betroffen sind Länder mit innerstaatlichen Konflikten; aber auch gefestigte Demokratien wie Deutschland, Spanien oder die USA erleben einen besorgniserregenden Anstieg der politischen Spannungen.

Die Folgen für Unternehmen sind finanzielle Einbußen oder Betriebsunterbrechungen, etwa aufgrund innerer Unruhen oder politischer Gewalt. Auch Regierungen agieren in einer polarisierten Gesellschaft unberechenbarer, und die gesellschaftliche Spaltung wirkt sich zudem auf Konsumverhalten, Regulierung und Stabilität aus.

Neben makroökonomischen und politischen Entwicklungen treten zunehmend auch staatlich induzierte Risiken auf. Diese äußern sich unter anderem in potenziellen Enteignungen, eingeschränktem Zugang zu Finanzierungsmitteln oder regulatorischen Eingriffen mit schwer kalkulierbaren Folgen.

Politische Risiken absichern

Im Lichte dieser Entwicklungen gewinnen Versicherungslösungen für politische Risiken an Relevanz – dennoch sind sie bei vielen Unternehmen noch wenig etabliert. Dabei stehen mittlerweile in vielen Märkten auch für sensible Risiken wie Enteignung, Transferrestriktionen oder Vertragsbrüche passende Policen zur Verfügung.

Unternehmen profitieren dabei von folgenden Trends:

  • Versicherer bieten vermehrt mehrjährige, unkündbare Deckungen an – auch in Märkten mit niedriger politischer Gefährdung.
  • Neue Lösungen orientieren sich stärker an den realen Geschäftsmodellen – weg von starren Sparten- denken, hin zu individuellen Policen.
  • Auch Geschäftsfelder mit staatlichem Bezug, etwa im Sicherheits- oder Rüstungsbereich, lassen sich absichern – unter Einhaltung regulatorischer Vorgaben.

Unternehmen sollten proaktiv handeln und die Vermögenswerte ihrer ausländischen Tochtergesellschaften sowie Joint Ventures gegen politische Risiken absichern.

Marktchancen erkennen

Erfahrene Broker begleiten Unternehmen nicht nur im klassischen Risikotransfer, sondern auch strategisch beim Markteintritt oder -ausbau. Das gilt besonders für neue Absatzmärkte oder auch den „Dual Use“ bestimmter Güter, die in einem neuen Kontext, etwa für sicherheitskritische Anwendungen, genutzt werden können. So produzieren Autozulieferer auch für die Rüstungsindustrie oder Drohnentechnologie wird interessanter für staatliche Abnehmer – klassische Dual-Use-Branchen siehe Kasten.

Durch Dual Use entstehen neue Chancen, etwa durch erhöhte Nachfrage im Verteidigungsbereich. Gleichzeitig steigt aber das Risiko eines Vertragsbruchs staatlicher Akteure oder der politischen Einflussnahme. Die Expertise von Willis liegt darin, diese Konstellationen vorausschauend zu analysieren – und gemeinsam mit Kunden und Industrieversicherern tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Umdenken erforderlich

Politische Unsicherheiten werden zunehmend zu einem wirtschaftlichen Risiko – mit realen Auswirkungen auf Standorte, Märkte und Investitionen. Unternehmen, die dies erkennen, können sich schützen. Die Voraussetzung dafür ist eine präzise, datenbasierte Bewertung der Lage und eine klare Strategie zur Risikosteuerung.

Ihr Kontakt


Silja-Leena Stawikowski
Senior Account Manager Special Risks bei Willis

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