Weltweite Erhebung von Willis Towers Watson
FRANKFURT AM MAIN, 15. Dezember 2020— Aufgrund der Corona Pandemie waren Unternehmen gezwungen, ihre Gehaltserhöhungspläne zu revidieren: Bereinigt um die Null-Erhöhungen sollte die durchschnittliche Lohnerhöhung 2020 bei 2,8 Prozent liegen. Maßgeblich von Salary Freezes beeinflusst, liegt der Anstieg der Gehälter in diesem Jahr nun lediglich bei 2,1 Prozent. Da weniger Unternehmen 2021 mit einem Einfrieren der Löhne rechnen, sollte die durchschnittliche Erhöhung bei 2,4 Prozent (inklusive Null-Erhöhung) liegen, ohne Null-Erhöhung sogar bei 2,6 Prozent. Das zeigt der aktuelle Salary Budget Planning Report von Willis Towers Watson, für den Gehaltsdaten von 18.000 Unternehmen in 130 Ländern weltweit ausgewertet.
“Nach einem herausfordenden Jahr, sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber, blicken viele Unternehmen vorsichtig auf 2021. Zwar werden weniger Mitarbeiter von Nullrunden betroffen sein, aber die Erhöhungen werden insgesamt niederiger ausfallen”
Florian Frank
Talent & Rewards, Willis Towers Watson
Trotz leichtem Optimismus zeigen sich Unternehmen noch zurückhaltend: Die geplanten Lohnsprünge für 2021 (2,4 Prozent) liegen unter dem Wert aus 2020 (2,8 Prozent) sowie unter dem über Jahren stabil gebliebenen Wert von 3,0 Prozent.
„Nach einem herausfordernden Jahr sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber, blicken viele Unternehmen vorsichtig auf das Jahr 2021. Zwar werden weniger Mitarbeiter von Nullrunden betroffen sein, aber die Erhöhungen werden insgesamt niedriger ausfallen“, sagt Florian Frank, Leiter Talent & Rewards bei Willis Towers Watson.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich in den anderen Ländern Westeuropas ab. Die meisten Organisationen in den großen Volkswirtschaften erwarten für 2021 höhere Lohnerhöhungen als in diesem Jahr. Die größten Zuwächse werden in den Niederlanden (2,5 Prozent) und in UK (2,4 Prozent) erwartet, gefolgt von Italien (2,1 Prozent), Frankreich und Spanien (2 Prozent).
Gehaltserhöhungen in Westeuropa in Prozent (Durchschnitt)
Land | 2020 (gewährt) | 2021 (geplant) |
UK | 2.2 | 2.4 |
Deutschland | 2,1 | 2,4 |
Frankreich | 1,8 | 2,0 |
Italien | 1,8 | 2,1 |
Spanien | 2,0 | 2,0 |
Niederlande | 2,1 | 2,5 |
„Wir erwarten auch, dass viele Unternehmen die Verteilung der Gehaltserhöhungen differenzieren. So können sie ihren wertvollsten Talenten bedeutende Gehaltserhöhungen bieten und Ausgaben für die Jobs priorisieren, die maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitragen”, meint Frank.
Die Branchen in Europa bieten jedoch ein differenzierteres Bild: Am optimistischsten sind Versicherungen (2,9 Prozent), FinTechs (2,8 Prozent) und Unternehmensberatungen/Business and Technical Consulting (2,8 Prozent). Überraschend ist, dass auch der Einzelhandel zu den Branchen gehört, die mit 2,9 Prozent die höchsten Lohnerhöhungen im Jahr 2021 erwarten. Dies könnte einerseits dem enormen Wachstum der Online-Verkäufe widerspiegeln und andererseits eine Gegenreaktion auf die hohe Anzahl von Nullrunden (48 Prozent) bei den traditionellen Einzelhändlern sein. Die pessimistischsten Branchen in Europa sind Freizeit und Gastgewerbe (Leisure & Hospitality), Bauwesen, Immobilien und Ingenieurwesen (1,8 Prozent) und die Automobilindustrie (1,9 Prozent). In Deutschland ist mit 2,1 Prozent die Banking-Branche am pessimistischsten und die Medienbranche mit 2,9 Prozent am optimistischsten.
„Nicht alle Branchen sind gleich betroffen. Viele Technologie- und Finanzdienstleistungsunternehmen waren durch ihr Lösungen im Bereich Digitalisierung und finanzielle Liquidität erfolgreich. Hotellerie-, Freizeit- und Luftfahrtindustrie haben stärker unter dem Lockdown gelitten. Das schlägt sich schlussendlich dann auch in den Gehaltserhöhungen nieder“, sagte Carl Walinski, Director Data Services bei Willis Towers Watson.
Schaut man auf die absoluten Verdiensthöhen, wie im Willis Towers Watson Global 50 Remuneration Planning Report angegeben, zeigt sich: Im europäischen Vergleich verdienen die Deutschen ziemlich gut. Der typische Universitätsabsolvent erhält als Berufseinsteiger ein Brutto-Grundgehalt von 50.999 Euro im Jahr, der dritthöchste Rang unter 20 führenden europäischen Volkswirtschaften. Besser verdienen seine Kollegen in der Schweiz (umgerechnet 82.969 Euro, Platz 1) und Dänemark (umgerechnet 59.735 Euro, Platz 2).
Wie deutsche Berufseinsteiger liegt auch der typische mittlere Manager in Deutschland auf Platz drei im europaweiten Gehaltsvergleich mit 107.083 Euro brutto pro Jahr.
„Leider sieht es beim Nettoverdienst nicht mehr so rosig aus. Ein Blick auf die Steuerbelastung zeigt, dass deutsche Arbeitnehmer weitaus weniger mit nach Hause nehmen als ihre europäischen Kollegen,“ so Walinski.
Bei einem Bruttogehalt von 50.000 US-Dollar (45.448 Euro) würde ein deutscher Arbeitnehmer ca. 60 Prozent dieses Betrags mit nach Hause nehmen, so dass 30.850 US-Dollar (28.042 Euro) übrigbleiben. Das ist einer der niedrigsten Sätze in Europa (Platz 20). Zum Vergleich: Ein niederländischer Arbeitnehmer würde 72 Prozent und damit 36.208 US-Dollar (32.912 Euro) mit nach Hause nehmen. Schweizer Arbeitern bleibt das meiste Geld übrig: 41.629 US-Dollar (37.839 Euro) oder 83 Prozent des Bruttolohns von 50.000 US-Dollar.
Für den Salary Budget Planning Report erhebt Willis Towers Watson Daten zu Gehaltsanpassungen und der Überprüfungspraxis bei Gehältern und unterstützt Unternehmen damit bei ihrer Gehaltsplanung. Die aktuelle Erhebung wurde im Oktober und November 2020 durchgeführt. Sie umfasst ca. 18.000 Unternehmen von 130 Ländern weltweit, darunter 458 Unternehmen in Deutschland.
Der Willis Towers Watson Global 50 Remuneration Planning Report richtet sich an multinationale Unternehmen, die zuverlässige und konsistente Informationen zu Vergütung, Nebenleistungen und zur Wirtschaftslage benötigen. Es enthält die neuesten Daten zu Vergütungspraktiken in 60 großen Volkswirtschaften weltweit.
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