FRANKFURT AM MAIN, 13. April 2023 – Globale Mergers and Aquisitions (M&A) outperformten in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 den Gesamtmarkt zum dritten Mal in Folge. Das zeigt die Studie „Quarterly Deal Performance Monitor“ (QDPM) von WTW. Basierend auf der Aktienkursentwicklung übertrafen Unternehmen, die M&A-Deals tätigten, den breiteren Markt um +1,0 PP (Prozentpunkte) für Akquisitionen im Wert von über 100 Millionen US-Dollar zwischen Januar und März 2023. Dies folgt einer positiven Performance von +5,2 PP im Vorquartal.
Die in Zusammenarbeit mit dem M&A Research Center der Bayes Business School erhobenen Daten zeigen, dass die leicht positive Performance des ersten Quartals 2023 von der Transaktionsaktivität im asiatisch-pazifischen Raum angetrieben wurde. Dort übertrafen die Käufer ihren regionalen Index um +13,8 PP. Mit 43 abgeschlossenen Deals im ersten Quartal 2023 verzeichnete die Region einen Volumenrückgang von sieben Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2022.
Die M&A-Aktivität weltweit verlangsamte sich deutlich und verzeichnete mit 150 abgeschlossenen Deals im ersten Quartal 2023 den niedrigsten Wert für den vergleichbaren Zeitraum seit 2010. Im entsprechenden Quartal 2022 waren es noch 220 Deals.
Martin Theo Carbon, M&A Koordinator Deutschland, sagt: „Nach einem wirklich außergewöhnlichem Jahr 2021 und dem folgenden sehr starken Jahr 2022 ist es verständlich, dass die Anzahl der Deals wieder abnimmt. Teilweise kommen die Unternehmen bei den Integrationen nicht nach und wollen zunächst wieder etwas Stabilität etablieren. Weiterhin gibt es zahlreiche makroökonomische und geopolitische Herausforderungen, die bei den Unternehmen die Risikofreude deutlich reduziert.“
“Nach einem wirklich außergewöhnlichem Jahr 2021 und dem folgenden sehr starken Jahr 2022 ist es verständlich, dass die Anzahl der Deals wieder abnimmt. Teilweise kommen die Unternehmen bei den Integrationen nicht nach und wollen zunächst wieder etwas Stabilität etablieren.”
Martin Carbon | Managing Director Integrated & Global Solutions / I&D / M&A
In Nordamerika wurden lediglich 77 Deals gezählt. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber den 116 Deals, die noch im ersten Quartal 2022 verzeichnet wurden. Außerdem war die Performance mit -3,9 PP erneut negativ. In den letzten zwei Quartalen lag diese mit 4,5 PP und 9,4 PP noch deutlich im positiven Bereich.
In Europa hat sich die Zahl der Deals nahezu halbiert. Im Vergleich zu den 49 gezählten Deals im ersten Quartal 2022 waren es für den gleichen Zeitraum in 2023 nur 29 abgeschlossene Transaktionen. Die Performance in Europa bleibt auch im fünften Quartal in Folge negativ und liegt bei -7,4 PP.“In Europa ist der Einfluss der wirtschaftlichen Unsicherheit auf Deal-Entscheidungen sehr deutlich zu sehen und führt häufig zu einer eher abwartenden Haltung beim Abschluss von potentiellen Transaktionen.”
Sibylle Kampschulte | Director, Integrated & Global Solutions
Die Notwendigkeit, neue Technologien zu nutzen und daher auch neue Talente zu rekrutieren, sowie Lieferketten neu zu erfinden, um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, hat zu mehr branchenübergreifenden Deals geführt. Sie erreicht mit 43 Prozent aller Transaktionen ihren höchsten Stand seit Beginn der M&A-Studie im Jahr 2008.
Die WTW-Daten zeigen auch, dass der prozentuale Anteil der Deals mit mehr als 70 Tagen Durchlaufzeit weiter gestiegen ist. 71 Prozent aller Deals benötigen mindestens 70 Tage bis zum Abschluss. Das ist der höchste bislang gemessene Wert. „Wenn man bedenkt, dass sogenannte „Quick Deals“ in der Vergangenheit statistisch erfolgreicher waren, ist das keine gute Entwicklung“, sagt Carbon. „Wenn sich jedoch auch die Art der Deals hin zu branchenübergreifenden Aktivitäten verändert und man die gleichen Prozesse nutzt, liegt es auf der Hand, dass die Deals mehr Zeit in Anspruch nehmen.“
Kampschulte ergänzt: „Tatsächlich ist die Anzahl der Deals, die wir in der Pipeline sehen, nicht gesunken. Aber viele brauchen länger bis zum Abschluss oder haben pausiert, da die Käufer den Markt kritischer beobachten und abwarten. Gleichzeitig sehen wir, dass viele kleine Akquisitionen getätigt werden."
Die weitere Professionalisierung der M&A-Aktivitäten sollte daher im Zentrum des Interesses der Unternehmen stehen. Kampschulte sagt: „Für Käufer, die in dem derzeit unsicheren Wirtschaftsklima Transaktionen anstreben, wird es wichtiger denn je sein, eine disziplinierte Due Diligence durchzuführen. Zudem sollten sie sich eingehender mit potenziellen Schwächen sowie den besonderen Herausforderungen der künftigen Integration eines Ziels befassen“.
Das Halten und Integrieren neuer Mitarbeitenden nach Abschluss eines Deals ist ebenfalls entscheidend für die Wertsteigerung der Akquisition, insbesondere dann, wenn qualifizierte Mitarbeitende im Rahmen von sogenannten Acqui-Hires der eigentliche Business Case hinter der Akqusition waren. In der Folge sollten gut gestaltete Bindungsanreize höchste Priorität für Unternehmen haben, die über den rein monetären Ansatz hinausgehen.