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Klimawandel: Fünf Prioritäten, die die Widerstandskraft der Lebensmittel- und Getränkeindustrie stärken

9. September 2022

Fiona Ribbons, Senior Associate bei WTW, befasst sich mit den Prioritäten und Treibern für die Weiterentwicklung der Klimapolitik von Lebensmittel- und Getränkeunternehmen, so dass diese langfristig erfolgreich sind.
Climate|Risk & Analytics|Environmental Risks
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Der Klimawandel stellt die Lebensmittel- und Getränkeindustrie vor reale und unmittelbare Herausforderungen. Sie stehen unter dem Druck, die Auswirkungen auf ihr Geschäft und ihre Betriebsabläufe sowie die Erwartungen von Investoren, Kunden und Lieferanten zu verstehen.

Die meisten Lebensmittel- und Getränkehersteller, mit denen wir bei WTW zusammenarbeiten, tun alle etwas für ihre Klimaschutzmaßnahmen. Dazu gehören beispielsweise die Erfüllung gesetzlicher Auflagen, die Erforschung von Maßnahmen zur Abfallvermeidung und Reduzierung des Wasserverbrauchs oder die Nutzung neuer Technologien zur Emissionssenkung. Viele sind jedoch noch nicht da, wo sie sein wollen, wenn es um die Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels auf das eigene Unternehmen geht.

Bei einigen liegt dies an mangelndem Spezialwissen darüber, wie sie die Dinge vorantreiben sollten. Unternehmen können zum Beispiel die Auswirkungen der Anforderungen der Taskforce on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) auf ihr Geschäft gut einschätzen, aber wissen sie auch, wie sie diese Compliance-Verpflichtungen als Wachstumschance nutzen können? Wissen sie, wie man die Auswirkungen von Unwetterereignissen auf den Geschäftsbetrieb solide quantifiziert oder die Umweltbemühungen Ihres Unternehmens nutzt, um bei der Rekrutierung von Spitzenkräften besser abzuschneiden als andere Unternehmen?

In diesem Beitrag untersuchen wir fünf aktuelle Klimatreiber und
-prioritäten für Lebensmittel- und Getränkehersteller und geben Hinweise darauf, wie man die heutigen Schwerpunktbereiche bei der Planung des zukünftigen Erfolgs klären kann.

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    Klimapriorität Nr. 1: Mehr als nur die Einhaltung von Vorschriften

    Seit April dieses Jahres sind mehr als 1.300 der größten in Großbritannien registrierten Unternehmen und Finanzinstitute gesetzlich verpflichtet, klimabezogene Finanzinformationen gemäß den Empfehlungen der TCFD offenzulegen. Dazu gehören natürlich viele der größten britischen Lebensmittel- und Getränkehersteller sowie Privatunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und 500 Millionen Pfund Umsatz.

    Auch viele deutsche Unternehmen haben sich mittlerweile zur Einhaltung der TCFD Empfehlungen bekannt. Daneben gibt es in Deutschland Initiativen, die der TCFD vergleichbar sind.


Viele Lebensmittel- und Getränkehersteller erstellen seit Jahren Berichte zur sozialen Verantwortung oder zur Nachhaltigkeit, aber TCFD geht weit über diese Art der Berichterstattung hinaus und macht Klimarisiken und Widerstandsfähigkeit zum integralen Bestandteil der Finanzberichterstattung. Kurz gesagt, TCFD erkennt das Klima als ein finanzielles Risiko an, das bewertet, quantifiziert und gemanaged werden sollte.

Die Priorität für Lebensmittel- und Getränkehersteller besteht nun darin, sicherzustellen, dass TCFD oder vergleichbare Initiativen und das Management von Klimarisiken nicht als eine einmalige Angelegenheit oder als eine Übung zum Abhaken betrachtet werden. Die Risiken und die strategischen Chancen, die auf dem Spiel stehen, müssen fortlaufend und immer differenzierter überwacht und quantifiziert werden, um sicherzustellen, dass das Unternehmen auf einer soliden Grundlage für eine Zukunft steht, die nicht durch den Klimawandel entgleist werden kann.

  1. 02

    Klimapriorität Nr. 2: Weiterentwicklung der Analytik und Szenarioanalyse

    Eine effektivere Quantifizierung des Klimas bedeutet sicherzustellen, dass Sie die neuesten Klima- und Naturkatastrophen-Risikomodelle nutzen und diese mit Kunden-, Sozial- und Wirtschaftsdaten sowie Daten auf Vermögenswertebene kombinieren, um Gefahren und Schwachstellen in verschiedenen Klimaszenarien zu modellieren.

    Die Priorität besteht dann darin, daraus einen Bericht zu generieren, der in der Lage ist, die strategische Unternehmensplanung zu informieren, Ihren unternehmerischen Ansatz zum Umgang mit Klimarisiken und den daraus resultierenden Chancen zu optimieren und so die Daten sowohl für die Geschäftsführung als auch für weitere Stakeholder effektiv nutzbar zu machen.

  2. 03

    Klimapriorität Nr. 3: Langfristige Sicherung der Versicherungskapazität

    Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren Unternehmen (z.B. aus dem Banken- und Versicherungssektor) ihre Geschäftsaktivitäten mit Lebensmittel- und Getränkebetrieben reduzieren, die noch keine ausgereiften Pläne für den Übergang zu einer CO2-ärmeren Wirtschaft haben.

    Ohne solide Übergangspläne werden Lebensmittel- und Getränkeunternehmen nicht nur Schwierigkeiten haben, Partner zu finden, Vorschriften einzuhalten, Investitionen oder kontinuierliche Lieferantenbeziehungen zu sichern, sie werden auch weniger attraktiv für potenzielle Versicherungsunternehmen sein.

    Jetzt zu handeln und sich an Initiativen wie Climate Transition Pathways (CTP) – zu beteiligen, die von WTW ins Leben gerufen wurden, kann Lebensmittel- und Getränkeunternehmen dabei helfen, ihre Versicherbarkeit langfristig zu sichern.

    Das unabhängige Akkreditierungsmodell von CTP wurde entwickelt, um Versicherer in die Lage zu versetzen, Unternehmen, die sich für messbare und überprüfbare Veränderungen einsetzen, konsequent zu identifizieren, mit ihnen in Kontakt zu treten und ihnen Lösungen/Produkte anzubieten. Das bedeutet, dass Lebensmittel- und Getränkehersteller, die sich an der CTP beteiligen, davon ausgehen können, dass sie langfristig ihre Versicherbarkeit verbessern können.

  3. 04

    Klimapriorität Nr. 4: Aufrechterhaltung der Lieferketten

    Bei WTW haben wir gesehen, dass Einzelhändler im Rahmen der Qualifizierung ihrer Nahrungsmittel-/Getränkelieferanten deren Klimaschutzbemühungen bewusst untersuchen. Dies ist teilweise auf den Druck der Verbraucher zurückzuführen, zunehmend aber auch auf die Empfehlungen der TCFD oder vergleichbarer Initiativen.


TCFD verlangt von Unternehmen, dass sie über die drei Quellen von Treibhausgasemissionen berichten, die als Scopes 1, 2 und (falls zutreffend) 3 bekannt sind1.

Scope 1 sind direkte Emissionen aus den Aktivitäten des Unternehmens oder den unter seiner unmittelbaren Kontrolle stehenden Aktivitäten; Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus der Erzeugung von extern eingekaufter Energie (Strom, Dampf, Wärme und Kälte), die vom Unternehmen verbraucht werden; und 
Scope3 sind alle anderen indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens anfallen.

Während derzeit kein globaler Konsens über die beste Methode zur Quantifizierung von Scope-3-Emissionen besteht, sind Lebensmittel- und Getränkeunternehmen dennoch gut beraten, in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einzunehmen. Dies dient sowohl der Sicherung der Lieferketten als auch der Berücksichtigung der wachsenden Erwartungen in Bezug auf eine zunehmende Intensität der CO2-Bepreisung in vielen Ländern.

Viele Lebensmittel- und Getränkehersteller haben bereits Schritte unternommen, um die Emissionen zu senken, indem sie beispielsweise von fossilen Brennstoffen als Energiequelle für Öfen abrücken und sicherstellen, dass diese mit Strom betrieben werden, der aus erneuerbaren Energien stammt.

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    Klimapriorität Nr. 5: Talente von morgen

    Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie sind wahrscheinlich damit vertraut, dass Investitionsentscheidungen zunehmend auf der Grundlage von ESG-Kriterien getroffen werden, einschließlich eines unternehmenseigenen Klimaprofils. Möglicherweise sind sie sich auch zunehmend bewusst, dass potentielle Bewerber Unternehmen mit einer starken Stellung in Sachen Umwelt und Klimaschutz bevorzugen.


Um einen Vorsprung gegenüber Wettbewerben in Bezug auf Fachkräfte der Generation Z (geboren Mitte/Ende der 1990er bis2010er Jahre) zu erreichen, ist auch der Klima- und Umweltschutz ein wichtiger Aspekt, denn die jungen Talente hinterfragen zunehmend die Erfolgsbilanz ihrer zukünftigen Arbeitgeber in Sachen Klimawandel und Nachhaltigkeit.

Benötigen Sie Unterstützung bei der Quantifizierung Ihrer Klimarisiken und -chancen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Fußnote

1 https://www.tcfdhub.org/metrics-and-targets/

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