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Ein wirtschaftliches Umfeld voller Herausforderungen

360°Vorsorge I News

Von Christian Heiniger und Maxime Corbaz | 18. Januar 2022

Wie wird ein Portfolio konstruiert, das gegenüber verschiedenen Zukunftsszenarien robust ist?
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Ein zukünftiges wirtschaftliches Umfeld voller Herausforderungen

Heute stellt das makroökonomische und nichtfinanzielle Umfeld wie z.B. die Konsequenzen des Klimawandels eine grosse Herausforderung für Vorsorgeeinrichtungen als Kapitalanleger dar. In der Tat scheint kaum Einigkeit darüber zu bestehen, welche Massnahmen zu ergreifen sind. Dennoch lohnt es sich, einige Schlüsselthemen näher zu betrachten.

Erstens ist die weltweite Verschuldung auf einem Rekordniveau, steigt weiter an und wird nur schwer zu finanzieren sein, sollten die Zinsen durch die Rückkehr der Inflation und ein wieder stärkeres Wirtschaftswachstum nach der Pandemie weiter ansteigen. In diesem Szenario wird die durchschnittliche Performance der Vorsorgeeinrichtungen leiden, da festverzinsliche Anlagen heute zwischen 20% und 30% der Portfolios ausmachen. Zweitens führt die Frage, ob die Inflation auf einem hohen Niveau bleibt oder eher vorübergehend ist, bereits zu erheblichen Unsicherheiten auf den Märkten. Deshalb sollten Verantwortliche die Entwicklung genau beobachten und gut verstehen, was die verschiedenen Inflationsszenarien für die einzelnen Portfoliokomponenten bedeuten. Schliesslich sind Nachhaltigkeits- und ESG-Konzepte mittlerweile ein fester Bestandteil bei der Konstruktion widerstandsfähigerer Anlageportfolios. In diesem Bereich wird Dekarbonisierung der Wirtschaft ein entscheidendes Thema für Kapitalanlage in Pensionskassen werden.

Diese drei Kernthemen und viele weitere Faktoren sind miteinander verknüpft und müssen gesamthaft in die allgemeine Governance und in strategische Investitionsentscheidungen von Vorsorgeeinrichtungen einbezogen werden.

Der Einbezug von unterschiedlichen Szenarien in ALM-Studien ermöglicht eine bessere Antizipation möglicher Auswirkungen

Ein szenariobasierter ALM-Ansatz ermöglicht es, die Auswirkungen verschiedener wirtschaftlicher Umfelder auf eine Vorsorgeeinrichtung besser darzustellen, auch in Bezug auf die Passiva. Darüber hinaus können in einigen dieser Szenarien auch Auswirkungen auf Schlüsselparameter des BVG entstehen, wie den technischen Zinssatz oder den auf dem Sparkonto der aktiven Versicherten gutgeschriebenen Zins.  Es besteht daher eine Notwendigkeit, die strategischen Implikationen dieser Szenarien besser zu verstehen und die bestehenden ALM-Modelle für einen taktischeren Ansatz weiter zu aktualisieren.

Schliesslich ist das Verständnis der Rendite- und Risikoquellen eines Portfolios unerlässlich und sollte Teil des Analyseprozesses im Zusammenhang mit ALM-Studien sein, zusammen mit z. B. Stresstests, Analysen von Inflationsszenarien und Auswirkungen der globalen Erwärmung. In einem sich rasch wandelndem wirtschaftlichen Umfeld erfordert ein best practice Ansatzfür ALM-Studien ein aktives und dynamisches Management, einschliesslich klarer Vorgaben zur Verzinsung der Altersguthaben in Abhängigkeit vom Deckungsgrad und der erzielten Performance. Eine klar formulierte und gut dokumentiere Governance ist bei der Anlagesteuerung als übergeordneter Prinzipienrahmen wichtig.

Konkrete Ideen zur Umsetzung

Aber was können Pensionskassen in einem solchen Kontext nun konkret tun? Um ein Portfolio aufzubauen, das sich als robust gegenüber den verschiedenen zukünftigen Herausforderungen erweist, ist eine geschickte Diversifizierung erforderlich, denn nur wenige Anlageklassen werden in allen Szenarien profitieren.

Dazu gehören aus unserer Sicht Insurance Linked Securities und gut diversifizierte Sachwerte. Insbesondere die heutigen Portfolios mit Schweizer Immobilien könnten durch die Hinzunahme von Auslands- und Infrastruktursegmenten deutlich besser diversifiziert werden. Die in der BVV2 neu eingeführte Anlagekategorie für Pensionskassen "Nicht kotierte Anlagen in innovative Technologien" kann sich in Bezug auf die erwartete Rendite, die Diversifikation und die Wirkung (für die Dynamik der Schweizer Wirtschaft und für die Nachhaltigkeit) ebenfalls als interessante Ergänzung erweisen. Mit Blick auf diejenigen Anlageklassen, die es zu begrenzen gilt, sind offensichtlich Anleihen zu nennen. In dieser Kategorie können Qualität und Diversifikation verbessert werden, z. B. Hinzunahme grüner Anleihen ("green bonds"), inflationsgebundener Anleihen, einen gezielten aktiven Ansatz (Alpha) bei Unternehmensanleihen und stark diversifizierende Staatsanleihen.

In Verbindung mit der Dekarbonisierung der Wirtschaft werden über die Anlageklassen hinweg Gewinner und Verlierer entstehen. Tatsächlich besteht derzeit ein politischer Konsens über die Ziele der Dekarbonisierung zur Begrenzung der globalen Erwärmung. Die "Net Zero"-Versprechen der Regierungen dürften sich in zahlreichen neuen politischen Massnahmen niederschlagen, die Investitionen in Technologien und Lösungen fördern, die den Energiewandel erleichtern. Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle an diese neue Politik anpassen können, werden ihren Wert steigern, während Unternehmen, denen dies nicht gelingt, vielleicht mit erheblichen Wertverlusten zu rechnen haben. Es bleibt fraglich, wie schnell entsprechende Massnahmen umgesetzt werden, aber die "Early Movers" werden sicherlich einen grossen Vorteil haben.

In diesem Zusammenhang bleibt WTW führend bei modernen Lösungen im Zusammenhang mit den Herausforderungen des Klimawandels. Für Vorsorgeeinrichtungen stehen nun neue, einfache Instrumente zur Verfügung, um diese Risiken zu modellieren, robuste Anlagestrategien umzusetzen und die Effizienz des bestehenden Portfolios mit Hilfe von Klimawandel-Indizes zu messen.

Autoren

Head of Retirement Deutschschweiz

Head of ALM Switzerland

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